Sydney 25 - Partnervisum und Lemuren

Hallo und Willkommen zu einem neuen Blogeintrag über die Liebe, das Leben und Australien. Seit dem letzten Eintrag feierte ich die alljährliche Winterparty mit Glühwein, zwei Schwarzwäldertorten und Kürbissuppe, habe die Hälfte des Semesters hinter mich gebracht, war bei einer Migration Agentur, nähe zwei Wikingerkleider und eine Tunika, programmierte Kunst und wurde eine häufige Physiopatientin. Ja ja. Sport ist Mord.

Der erste August kam und ging und abgesehen von meiner kleinen Showeinlage beim Mittelalterklub, habe ich nicht wirklich die Schweiz gefeiert. Ich habe an dem Tag sogar gearbeitet. Es war ein kleiner Temporärjob als Interviewassistentin in der Medizinerfakultät. Wenn die potentiellen zukünftigen Studenten in anderen Ländern wohnen, können sie auch ein Bewerbungsgespräch via Skype abhalten. Das sind allerdings stark geregelte Abläufe. Innerhalb von 45 Minuten haben die Bewerber fünf separate Interviews mit fünf Experten à sieben Minuten. Ich weiss nicht, ob sie diese Interviews anstatt oder zusätzlich zum Numerus Clausus haben. Mir ist gerade aufgefallen, dass ich darüber schon geschrieben habe. Schadet allerdings nicht es zu wiederholen, da ich noch ein paar Male dort wieder aushalf.

Stattdessen bereitete ich das Fest für den 4. August, ein Samstag, vor. Ich lud Leute des Mittelalterklubs, des Rugby League Teams und generell Leute der Uni ein. Camilla half mir das Fest mitzuorganisieren, weshalb sie auch noch ein paar Leute einlud.

Am Freitag nach der Design Programming Vorlesung ging ich direkt nach Hause und fing an Kuchen zu backen. Nachdem der erste Kuchen im Ofen war, hatte ich gerade noch Zeit meine Sportausrüstung anzulegen und mich zum St. John’s Oval (Sportfeld auf dem Campus) zu begeben. Der Coach war nicht da, aber Elizabeth, eine Klubverantwortliche übernahm. Sie war um einiges härter zu uns als der Coach. Was mich aber ungemein gefreut hat, war dass es mir nichts ausmachte. Ich konnte problemlos mithalten und hatte sogar Spass.

Nach dem Training ging ich nach Hause, um den zweiten Kuchen zu backen. Das war vielleicht etwas zu ambitioniert nach einer harten Trainingssession noch eine Stunde in der Küche rum zu stehen und zu backen. Mein Gang gleichte dem, von Notredames Quasimodo. Ich war fix und fertig als die Kuchen fertig waren und ging direkt ins Bett.

Am nächsten Morgen stand ich gemütlich gegen acht oder neun auf und fing so gegen zehn an die Kürbisse, Karotten und Kartoffeln klein zu hacken. Wenn es dafür einen passenderen oder schlicht eloquenteren Ausdruck gibt, lasst es mich in den Kommentaren wissen. Mein Deutsch versauert hier ein wenig.

Danach habe ich die Kuchen eingecremt und mit Schokoladenspänen bestreut. Danke Muddi für die Schokoladenspäne. Letztes Jahr konnte ich keine in den hiesigen Supermärkten finden und verbrachte drei Stunden mich Schokoladeraspeln. Alles verlief nach Plan und die ersten Gäste kamen gegen drei Uhr. Wir hatten ein Buffet aufgebaut und darunter Wäschekörbe gefüllt mit Eis und Bier aufgestellt. Das ist australische Tradition.

Es kamen vor allem Frauen. Das ist schon irgendwie witzig. In der Schweiz habe ich mehrheitlich männliche Freunde und in Australien ist es genau anders herum. Die Leute waren anfangs etwas steif, da sich nicht alle untereinander kannten. Wir sassen alle im Garten und als ich die unangenehme Stille bemerkte, holte ich Cards Against Humanity raus. Das funktioniert immer. Danach waren alle etwas gelassener. Es kamen zwei Mädels von der Uni, drei Mädels vom Team, der Coach, ein Typ und ein Mädel vom Mittelalterklub, drei oder vier Freunde von Camilla, Camilla selbst und David. Meine Mitbewohnerinnen waren natürlich auch eingeladen. Benny und Bruce (Hund und Kater) waren ganz aufgeregt, weil sie so viel Aufmerksamkeit bekamen.

Nach einer Weile waren alle warm miteinander und ich konnte mich etwas entspannen. Gegen Abend brachte Annie die Onesies raus. Das sind Ganzkörperanzüge. Sie hatte einen Hai-, Einhorn-, Koala-, Krokodil- und Giraffenonesy. Die Leute verkleideten sich. Für mich war keiner mehr übrig. Aber das ist der Vorteil des Mittelalterklubs. Ich hatte mein deutsches Kleid im Stil des 16 Jh. Und zog einfach das an.

Irgendwann wurde ich müde und die Gäste gingen entweder nach Newtown, um weiter zu feiern oder liessen sich auf der Couch nieder. Ich habe dann gegen elf Uhr abends subtil angefangen aufzuräumen. Um Mitternacht waren die Gäste weg und die Bude aufgeräumt. Da bemerke ich mein Alter. Mitternacht ist eine tolle Zeit, um eine Party zu beenden und schlafen zu gehen.

Alle waren recht glücklich und zufrieden mit der Party. Ich fühlte mich allerdings etwas schlecht. Alle haben etwa $10 bezahlt für das Essen und Trinken. Der Coach hat mir statt Geld eine Flasche in einer braunen Papiertüte in die Hand gedrückt. Ich dankte ihm und sagte, ich hätte noch genug Wein. Ich war wahrscheinlich etwas im Stress als er ankam. Am nächsten Tag packte ich die Flasche aus und stellte fest, dass er mir 60 fränkigen Vodka geschenkt hatte. Classic Leni… Ich schrieb ihm sofort eine Nachricht, in der ich mich entschuldigte und mich bedankte. Er fand meinen faux-pas witzig. Es ist ausserdem auch Brauch in Australien, dass die Gastgeber nach der Party den Gästen eine kleine Nachricht senden, in der sich für deren Kommen bedanken. Ich weiss nicht, ob das überall so ist, aber nach jeder Party bekam ich immer eine kleine Dankeschön-sms von den Gastgebern, deshalb habe ich dasselbe getan.  Immer schön sich an die Gepflogenheiten des Landes anpassen.

Am Sonntag gingen wir wieder zum Marrickville Market, um frisches Gemüse zu kaufen. Ich war bester Laune und das Wetter ist wie immer schön. Das ist normal in Sydney. Der Herbst ist super feucht und alles fängt an zu modern. Der Winter und Frühling ist stattdessen eher trocken und sonnig. Ich gehen jeden Sonntag zum Marrickville Market und ich erinnere mich an zwei Male an denen es ein klitzekleines bisschen getröpfelt hat.

Am Montag war ich bei David zu Hause, um die neuste Folge von Game of Thrones sowie Rick und Morty zu sehen. Er kochte wahrscheinlich etwas mit Linsen oder Couscous und wir sassen mit Socksy dem Hauskater auf dem Bett und sahen uns die neusten Folgen an. Das wurde kurzzeitlich eine kleine Tradition.

Am Dienstag arbeitete ich wieder für die Mediziner Fakultät und ging abends nach meiner Professional Writing Vorlesung zum Abendessen des Mittelalterklubs. Leider findet der Treff des Mittelalterklubs zur selben Zeit wie meine Vorlesung statt. Deshalb gehe ich nur noch an die Abendessen im Forrest Lodge Pub. Die Vorlesung ist super hilfreich und wird mein Englisch hoffentlich werbetauglich machen.

Am Mittwoch arbeitete ich wieder in der Mediziner Fakultät, was recht einfach ist. Ich richte die Laptops so her, wie die Experten es möchten, lege ein iPad und die Fragen daneben und mache mir dann einen Tee. Das Geld, dass ich dort verdiene geht allerdings direkt in mein Visum Sparkässchen. Ich spare für ein de facto Partner Visum. Das erlaubt mir in Australien zu bleiben ohne Heirat. Da David und ich ein wenig mehr als ein Jahr zusammen sind und noch nie zusammen gelebt haben, ist diese Variante definitiv einfacher.

Am Wochenende darauf ging ich mit Camilla, dem Coach, seiner Tochter und Kim zum Halbfinal der Rugby League Herrenmannschaft unserer Uni. Sie verloren leider gegen die Polecats von der Tafe. Das Spiel war wieder im wunderschönen Henson Park und ich brachte dieses Mal Bier, Wein, Crackers und eine Picknickdecke mit. Ich kann mich beim besten Willen nicht an das deutsche Wort für Cracker erinnern. Danach ging ich wieder zu David. Das läuft eigentlich jeden Samstagabend so. Das ist unsere Datenight.

Am Sonntag ist Marrickville Market und Pony streicheln angesagt. Jep, das gilt für jeden Sonntag. Ausser am Sonntag, 13. August. Da ging ich an ein Treffen des regionalen Mittelalterklubs. Alle aus der Region Sydney können daran teilenehmen und er findet einmal im Monat statt in Dence Park etwa eine Stunde vom Zentrum entfernt. Ich packte also meinen Kram (meine drei Stoffballen vom Rowany Festival) und ging dort hin.

Als ich dort ankam erkannte ich sofort ein paar Leute vom Rowany Festival in Mittagong und Spring Wars in Mordenvale (nahe Maitland). Christina war Australierin mit Schweizer Eltern. Ich glaube die kommen aus der Region Zürich. Sind allerdings Bauern. Also definitiv nicht Städter. Ihr Schweizerdeutsch hat einen australischen Akzent und die Mentalität ist ebenfalls australisch. Das ist für mich verkehrte Welt. Normalerweise bin ich die mit dem Akzent und der anderen Mentalität. Auch Mistress Clara, die mir bei meinem ersten Kleid alles gezeigt hat, war da. Sie zeigte uns wie man ein französisches Kleid im Stil des 14. Jh. näht. Sofia, eine Griechin und ich erklärten Francis (arbeitet im Forrest Lodge Pub und ist Klubmitglied) welche Auswirkungen die Wirtschaftskrise in Europa hatte.

Da ich Christinas Wikingerkleid schon beim ersten Mal als ich sie traf bewunderte, habe ich sie gebeten mir zu erklären, wie man eines nähen kann. Sie war sehr nett und hat mir vieles erklärt. Sogar auf Schweizerdeutsch. Das war nicht leicht für sie, aber sie hat sich wacker geschlagen. Ich war da von elf Uhr morgens bis etwa fünf Uhr abends. David holte mich ab und wir fuhren nach Hause.

Ich ging in der folgenden Woche zur Migrationsagentur, um herauszufinden, wie ich zu einem permanenten Resident Visa kommen könnte. Sie sagten mir, dass David und ich ein De Facto Partner Visum beantragen können. Dafür müssen wir unsere Beziehung registrieren. Obacht, das ist keine eingetragene Partnerschaft oder Eheschliessung. Ich gehe jetzt mal nicht in die Details. Es ist lediglich einfacher, billiger und flexibler. Wir sollten auch bald zusammenziehen. Das geht im Moment noch nicht, da Davids Mietvertrag Ende Januar 2018 erst kündbar ist. Wir versuchen es trotzdem durchzuboxen.  Wir wollen auch auf die Agentur selbst verzichten, da wir trotzdem glauben, dass wir gute Chancen haben und das Visum alleine schon teuer genug ist und und und…

Ich weiss, dass nicht alle von Euch über meinen Plan zu bleiben Bescheid wussten. Aber ich habe auch vor, meinem 28. Geburtstag in der Schweiz zu feiern. Dann kann ich auch noch ein letztes mal ans Mittelalterlich Phantasie Spectaculum gehen. Die kommende Festivalsaison wird ihre letzte sein. Ich freue mich jetzt schon Euch alle wieder zu sehen. Dann hattet ihr zwei Jahre Leni Pause. Sollte reichen. Ich bringe natürlich auch David mit.

In derselben Zeit hatte ich stärker werdende Schmerzen in meiner linken Hüfte. Nach dem Training am Freitag konnte ich kaum noch gehen und legte erst mal eine Pause ein und ging einige Male zur Physio. Bis jetzt ist es nicht viel besser geworden. Ich war seither auch nicht mehr beim Training. Es nervt mich ungemein, dass jetzt wo ich endlich die Fitness habe, um Spass am Training zu haben, meine Hüfte nicht mehr mitmacht. Ich werde die Physio weiter machen und auf das Beste hoffen.

Am Dienstagabend am Mittelalterklub Dinner im Forrest Lodge Pub habe ich eine schicksalshafte Entscheidung gefällt. Meine Teamkollegin und Mittellalterklubmitglied Katya meinte, ob sie mein Mobiltelefon mal haben könne. Ich wusste, dass sie irgendwelchen Schabernack damit treiben wollte, aber war zu neugierig, um es ihr einfach zu verweigern. Ein paar von Euch erinnern sich vielleicht an ein Bild eines Lemuren, welches ich Euch via Facebook Messenger gesendet habe… Das was nicht ich. Das war Katya. Sie hat das Bild an etwa 20(!) Leute gesendet. Mein Smartphone war nur noch am Vibrieren und Summen, weil die Leute wissen wollten, warum zum Geier ich ein Bild eines Lemuren versende. Ich dachte, es wäre zu einfach, wenn ich nur schreibe, dass das Bild von Katya kam und nicht von mir. Statt dessen überlegte ich mir für jede Person, die zurückschrieb eine legitime Begründung, warum ich so etwas senden würde. Hier sind meine Lieblingsconvos.



Am Sonntag derselben Woche kam Glenn Greenwald, Journalist beim The Guardian und Author des Artikels über Edward Snowdens Aufdeckungen bezüglich des NSA Spionageskandals, für eine Diskussionsrunde an die Uni. Unistudenten kamen gratis herein, so ging ich hin und hörte den Diskussionsteilnehmern zu. Es ging um die Rolle der Journalisten in der heutigen Zeit, Schutz der Privatsphäre in der digitalen Ära und wie man der Filterbubble entkommt. Wir sprachen auch über die Auswirkungen von Trumps Regierung und Rassismus. 

Glenn Greenwald war Anwalt bevor er zum Journalismus kam. Damals lebte er in New York und arbeitete für Klienten, um ihre Redefreiheit zu schützen. Passend dazu meinte er, dass Journalisten nicht nur das bringen können, was ihren Lesern gefalle sondern: „You sometimes have to piss your readers off for their own sake.“. Damit sprach er auch das Problem der Filterbubble an. Das ist die Seifenblase in der ein jeder und eine jede von uns lebt online. Die Algorithmen der online Plattformen wie Google, Facebook, Youtube, etc. registrieren unsere Präferenzen und heben diese Beiträge in unserem personalisierten Interface hervor (z.B. im Facebook Feed). Themen die der Algorithmus als für uns persönlich „unpopulär“ einstuft, werden gar nicht erst angezeigt. Das führt dann zum Problem, dass wir uns nicht im Klaren über gegenteilige Weltanschauungen und Überzeugungen sind. Als wären alle unserer Meinung. Das ist natürlich gefährlich und man muss sich dem als Internetnutzer bewusst sein. Ok. Vielleicht ist das nur für mich super duper spanned. Hier ist ein Link zur Diskussion, welche aufgenommen und auf Soundcloud hochgeladen wurde https://soundcloud.com/sydney-ideas/an-afternoon-with-glenn-greenwald . Nach 58 Minuten und 46 Sekunden solltet ihr eine bekannte Stimme hören.

In der kommenden Woche war ich vor allem mit Unikram und Physio beschäftigt. Das war nicht besonders lustig, aber interessant. Ich lernte viel über das Programmieren von Kunst. Kurzgesagt, wie man einen Algorithmus schreiben kann der visuell etwas gestaltet. Man kann auch einen komischen Ton hinzufügen oder dem User die Chance zur Interaktion geben. Das ist momentan mein Lieblingskurs. Am Mittwoch in der Woche traf ich mich mit Lulu vom Mittelalterklub zum Mittagessen. Sie studiert Medical Science und kam gerade vom Labor. Die Studenten müssen dort regelmässig an Studien teilnehmen. Sie dachte sie hätte zuvor ein Placebo eingenommen. Es stellte sich dann heraus, dass sie vor unserer Lunchverabredung kein Placebo sondern einen Betablocker genommen hatte. Lulu ist eine recht schlanke, junge Dame mit eher niedrigem Blutdruck. Wir kamen dahinter als sie beim Essen sich nicht mehr so gut aufrecht halten konnte beim Sitzen. Ich holte ihr einen Fruchtsaft und wir blieben noch eine Weile sitzen, bis es besser wurde. Während dieser Mittagspause beschlossen wir auch zusammen Blut spenden zu gehen.

In der Schweiz habe ich schon öfters Blut gespendet. Sie ist in Australien aufgewachsen, hat allerdings noch nie gespendet. Ich habe also einen Termin für uns am Samstag vereinbart. Sie waren alle ganz nett zu uns. Ich hatte zwei Milkshakes dort und stopfte meine Taschen mit Gratis Chips, Cracker, Salzbretzel, Fruchtsäfte und Gutzlis voll. Ich bin ja schliesslich Studentin und brauche meine Nervennahrung, wenn ich meine Arbeiten schreibe. Sie haben mich sofort dazu bequasselt, bald wieder zu kommen und dieses Mal Blutplasma zu spenden. Das werde ich auch tun. Dann nehme ich aber auch David mit, damit er auch mal Blut gespendet hat in seinem Leben. Er hat sich bisher immer davor drücken können. Aber nicht mit mir. Natürlich ist er einverstanden und hat kein Problem damit. Ich bin nur ein wenig dramatisch.

Am Abend sahen David und ich uns das Spiel Giants gegen Geelong Cats in einem Pub an. Es war nicht sehr schön und die Giants haben verloren. Ich werde jetzt etwas schreiben, was ich noch nicht einmal David erzählt haben und wofür ich womöglich noch eine Standpauke bekommen könnte, aber ich glaube, dass die Geelong Cats die Meisterschaft gewinnen werden. Das habt ihr aber nicht von mir.

Am Montag ging ich noch an Francis‘ Geburtstagsparty. Sie arbeitet in einer Bar, weshalb alle ihre Freunde auch aus der Gastronomie kommen. Die haben nun mal alle am Montag frei und nicht am Samstag. Glücklicherweise konnte ich als Studentin auch am Montagabend mitkommen, da meine Vorlesung am Dienstag um fünf Uhr abends anfängt. Wir starteten in einer Bar mit edlen Bieren aus Mikrobrauereien. Ich war eine Banausin und trank stattdessen Wein. Wir gingen noch in zwei weitere Bars und jedes Mal geschah dasselbe, wenn wir eine Bar betraten. Die Barkeeper rollten mit den Augen und gaben einen Seufzer von sich. Ich kann es ihnen nicht verübeln. Die dachten sich wahrscheinlich: „Och wie gemütlich, eine Montagabendschicht. Das schaffe ich mit links und dann kommen etwa 15 Leute gegen neun Uhr an… Ich hatte ein wenig Mitleid. Allerdings waren wir äusserst nett und wohlerzogen. Später gingen wir noch zu Francis nach Hause und sangen ihr um Mitternacht ein Geburtstagsständchen. Kurz darauf bestellte ich einen Uber nach Hause. Bin ja keine 23 wie unsere liebe Francis.

Danach ging ich in einen sozialen Winterschlaf wegen meiner Essays, Literature Reviews und non-linear Animations, die ich alle innerhalb von etwa zwei Wochen abgeben musste. Wenn ich dann etwas Ablenkung wollte, nähte ich weiter an meinem Wikingerkleid oder unterhielt mich mit dem Hauskater Bruce oder dem Haushund Benny auf Schweizerdeutsch. Benny und Bruce sind die einzigen Lebewesen mit denen ich täglich Schweizerdeutsch reden kann. Benny interessiert sich allerdings nicht sonderlich für mich. Bruce hat mich lieber. Benny hat allerdings ein anderes Problem. Er ist ein Rassist. Aus irgendeinem Grund kann er Asiaten nicht ausstehen. Er kläfft sie einfach an. Auf der Strasse beim Gassi gehen, wenn der chinesische Vermieter vorbeikommt, um etwas zu reparieren. Wir versuchen ihn langsam an dieses multikulturelle Umfeld zu gewöhnen. Er muss toleranter werden. Es gibt ja schon genug Engstirnigkeit auf der Welt.

Letzten Sonntag habe ich dann endlich meine vorerst letzte Arbeit abgegeben und darf jetzt eine Pause von etwa zwei Wochen geniessen. Ich habe weiterhin an meinem Wikingerkleid gearbeitet und war noch bei einem gemischten Treffen der German Society und der Mechanical Society. Die Mitglieder der German Society waren praktisch gar nicht da und so lernte ich viele Ingenieure kennen. Sie waren allerdings alle ein wenig jung, weshalb ich dann nicht zu lange blieb.

Der Frühling macht sich langsam bemerkbar. Am Dienstag und Mittwoch hatten wir 29 und 31°C. Es war schön warm und ich konnte wieder mal meine Sommergarderobe tragen. Diese besteht aus Leggins einem luftigen Minikleid und Sandalen.

Am Mittwoch ging ich zur New South Wales Birth and Marriage Registry, um David dort zu treffen. Wir wollten unsere Beziehung eintragen lassen. Unterwegs traf ich den fetten Leroy.




Er schlief unter einer mikrigen Pflanze. Ich nehme an, dass er bei der Schattenplatzsuche müde wurde und sich dann einfach unter dieser Pflanze schlafen legte. Ich kraulte ihn ein wenig hinter den Ohren. Das ist der Wegzoll, wenn man an ihm vorbei möchte.

Dort angekommen konnten wir dann nichts tun, weil kein Friedensrichter anwesend war. Wir organisierten einen weiteren Termin am Freitag und wieder dasselbe. Kein Friedensrichter anwesend. Glücklicherweise ist David mit einem Anwalt befreundet der auch Friedensrichter ist. Der sollte uns helfen können. Danach müssen wir dann auf den Bescheid der Behörden warten und wenn die grünes Licht geben, können wir das Partnervisum beantragen.

Heute ist Samstag und das Halbfinale der AFL hat begonnen. David, ein paar seiner Freunde und ich gehen heute Abend gemeinsam das Spiel Giants gegen Westcoast schauen. Alle schön Daumen drücken.

Nächstes Wochenende sollte ich mit meinem Wikingerkleid und Davids Gewandung fertig sein. Besser wär’s, weil dann nämlich die St. Yves Medieval Faire ist.

Das war’s soweit und ich wünsche Euch einen schönen Herbst. Kann mir dann jemand noch Magebrot schicken?

Bis demnächst.
piranialight.

Kommentare

  1. Edit: Es war das Viertelfinale nicht das Halbfinale und die Giants haben Westcoast vernichtend geschlagen

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