Sydney 19 - Musste aus der WG ausziehen und wurde 3x einem "random security check" unterzogen

Das zweite Semester hat angefangen und ich sitze in meinem neuen Zimmer im Stadtteil Surry Hills. Die WG in Annandale wurde aufgelöst, da Igor und Camille nach Hong Kong ziehen wollten, Tanoj nach Byron Bay und Francesco wieder nach Italien. Ich war ziemlich sauer. Nicht weil sie ausziehen wollten, sondern weil man mir drei Tage vor meiner Abreise mitteilte, dass ich zwei Tage nach meiner Rückkehr, 28. Februar, ausziehen muss. Ich wäre dann die letzte Person im Haus, da die anderen schon vor mir ausziehen.

Ich versuchte so viele Besichtigungen wie möglich rein zu quetschen. Ich fand am 28. Februar gegen sieben Uhr Abends und nach 13 Besichtigungen ein Zimmer in einer Bruchbude. Als ich von den Ferien zurückkam, war der Tiefkühler voller essen, dreckiges Geschirr in der Spüle, Hundehaufen im Garten und Wäsche an der Leine. Ich versuchte zu putzen, was möglich war zwischen den Besichtigungen. Das hat natürlich hinten und vorne nicht für das ganze Haus gereicht.

Die Hausbesitzer waren nicht glücklich. Luba hat viele Dinge im Hause angeknabbert oder verkratzt und ich hatte keine Zeit, den kompletten Dreck meiner ehemaligen Mitbewohner zu putzen. Musste schliesslich ein Zimmer finden. Igor hat mir dann ein paar Tage nach meinem Auszug geschrieben, dass es ja so eine Frechheit von mir gewesen sei, das Haus so zu hinterlassen. Er leitete mir auch die E-Mail der Besitzer weiter, die vor allem die Schäden durch den Hund sowie Igor und Camille bemängelte.

Ich habe auf ihren Hund zwei Monate aufgepasst als sie das erste Mal in Hong Kong waren. Habe ihren Dreck in der Küche weggeräumt und gereinigt. Sie haben sich auch regelmässig an meinem Essen vergriffen. Wenn ich sie zur Rede stellte, hiess es immer, dass sie keine Zeit zum Einkaufen hatten.

Jetzt ist das Drama allerdings vorbei. Sie sind in Hong Kong und ich bin noch hier. „Auf jemanden wütend zu sein ist wie, wenn man Gift trinkt und erwartet, dass die andere Person daran stirbt.“ – Anonym. Ich weiss nicht einmal mehr, wo ich das Zitat gelesen habe, aber es half.

Da wir jetzt die unschönen Geschehnisse der vergangenen Wochen aus der Welt geschafft haben, können wir uns jetzt den Wundern und Abenteuern des Northern Territory und Tasmaniens widmen.
Wir reisten mit Virgin Airlines nach Darwin. Es war ein Tag nach Valentinstag und wir sassen ca. fünf Stunden im Flugzeug, bis wir die Uhr für eineinhalb Stunden zurückdrehen konnten (Zeitverschiebung) und sich die saftiggrüne, dschungelartige Landschaft mit roter Erde uns offenbarte. Es sah nicht nur tropisch aus sondern fühlte sich auch so an. In Sydney waren es ca. 26°C und etwas bewölkt als wir abreisten. In Darwin dagegen waren es etwa 35° C und 80% Luftfeuchtigkeit. Wie in einer Waschküche und eine beissende Sonne. Aber wir hatten wenig Probleme mit dem Klima, da es wirklich überall Klimaanlagen gab.

Es war etwa zwei Uhr als wir im Hotel ankamen. Es war ein süsses kleines Resort, mit grossen Zimmern. Wir öffneten die Türe zum Zimmer und wurden von Schweizer Klima begrüsst (die Klimaanlage lief und war gut aufgedreht). Wir luden also unseren Kram ab und gingen auf Entdeckungstour durch Darwin. Der Promenade entlang am Strand spazierten wir ein wenig, waren allerdings alleine. Obwohl es sehr heiss war, schwamm niemand im Meer. Es war Regensaison, was bedeutete, dass es viele Krokodile gab. Während einer üblichen Regensaison werden ca. 400 Krokodile in Darwin gefangen und umgesiedelt oder auf Krokodilfarmen gebracht.

Abends holten wir den Valentinstag nach und assen Steaks in einem Restaurant an der Strandpromenade. Wir gingen früh ins Bett, da wir am nächsten Tag um halb sieben auf den Reisetourbus mussten, der uns zum Kakadu National Park bringen sollte. So dachten wir zumindest.

Die Reiseagentur hatte das falsche Hotel angegeben und der Bus fuhr ohne uns los. Wir gingen dann zum Tourveranstalter und die haben dann Peter, einen netten Kiwi Rentner mit seinem Pick-up kommen lassen, um uns wieder mit der Reisegruppe zu vereinen. Er war sehr gut gelaunt, hat uns viel über die Gegend erzählt und geduldig unsere Fragen über die Natur und die Aboriginals (Larrakia Nation in Darwin) beantwortet, während er mit 140 durch den Nationalpark bretterte. Wir sahen dieses unendliche Moor, welches sich links und rechts der Strasse ausbreitete. Es hatte wenige niedrige Hügel hier und da. Und dann auf einmal strunzte ein Dingo über die Strasse. Peter ging vom Gas und wurde langsamer. Den Dingo kümmerte das nicht grossartig. Er ging gemächlich über die Strasse und starrte uns an.

Wir holten den Reisebus an einer Raststätte ein und konnten endlich mit der Gruppe weiter reisen. Wir gingen zuerst zu einem kleinen Aboriginal Art Center und fuhren danach weiter zum Yellow Water Fluss. Wir stiegen in das Boot, welches uns durch die Billa Bong fuhr. Wir sahen leider nur ein Krokodil. Wegen dem vielen Wasser, welches sich in der Regenzeit dort und in der Umgebung ansammelte, hatten die Krokodile ein grösseres Jagdgebiet zur Verfügung. Deshalb waren sie wohl etwas breiter gestreut als sonst. Das Wasser war so hoch, dass man zum Teil nur noch die Baumwipfel sah. Wir sprechen hier von Gumtrees. Die haben etwa die Höhe eines Ahorn- oder Kastanienbaums. Wir sahen den Orange-footed Scrubfowl (was für ein fantastischer Name für einen Vogel), schwarze Kakadus, blaue Kookaburras und noch viele mehr. Eine der ortsansässigen Aboriginals leitete die Bootstour und erzählte uns von der Flora und Fauna, den Tieren und ihrem Leben in ihrem Reservat.

Bevor wir zum Hotel zurückgingen, sahen wir uns noch ein paar Höhlenmalereien an. Es war nur eine kleine Tour. Der Reiseführer erklärte uns, dass die Malereien maximal 2‘000 Jahre alt seien. In Western Australia gäbe es ältere, aber die hiesigen Bewohner benutzen keine organischen Stoffe, um die Farben zu mischen. Deshalb hielten sie sich nicht ganz so lange.

Das Hotel war in Jabiru und somit mitten im Kakadu Nationalpark. Es hatte die Form eines Krokodils. Wir gingen in unser Zimmer. Die Klimaanlage war zwar an, aber der Raum war sehr feucht. Also war es nass und kalt. Wie in einer Höhle. Wir schwammen etwas im Pool und assen danach zu Abend.

Am nächsten Morgen, gingen wir zurück zum Burrunggui Rock, um die grössere „Galerie“ der Höhlenmalereien zu sehen. Die Malereien befanden sich an dem Ort, weil die Aboriginals dort ihre Kinder unterrichteten. Es war also ein Klassenzimmer in der Natur. Es waren Geschichten über den Blitzgott, Krankheiten, die Traumzeit und die Tiere abgebildet.

Es war gegen elf Uhr morgens als wir wieder im Bus sassen und es mächtig rumste. Das ganze Fahrzeug neigte sich auf einmal 45 ° nach rechts. Der Bus ist in ein Schlammloch gefahren. Wir stiegen alle aus und versuchten etwas zu helfen oder zumindest nicht im Weg zu stehen. Bald merkte der Reiseleiter, dass wir wohl oder übel einen Abschleppdienst brauchen. Nun ist das leider so, dass es die normale Uhrzeit und die Northern Territory Zeit gibt. Das heisst, wenn man etwas braucht, sollte man geduldig sein. Man erhält die gewollte Hilfe, jedoch zur der Zeit, die den Helfenden am angenehmsten ist. Kurz: Die Ranger waren 40 Minuten entfernt und brauchten zwei Stunden, während dem wir bei tropischer Hitze und Feuchtigkeit in der Mittagssonne standen oder sassen. Wir mussten unser Gepäck im stecken gebliebenen Bus lassen.

Man brachte uns ins Krokodil Hotel in Jabiru, wo wir zu Mittag assen. Jabiru ist eine kleine Siedlung und mit einen Supermarkt. Ich hatte keine Cola light mehr, wie ihr wisst, meine letzte Sucht, nachdem ich mit dem Rauchen aufgehört habe. Ich schlich mich also zum Supermarkt davon. Ich hatte ein starkes Havanna Déjavu. Die Regale waren recht leer und die Kleider sehr farbenfroh. Da sie gerade keine Tragtaschen hatten, trug ich meine Äpfel und Cola light in den Händen zurück zum Hotel.

Nach der Misere am Morgen, wollte man uns mit einer Flusstour namens „Jumping Crocodile“ wieder versöhnlich stimmen. Die zwei Damen, die die Tour leiteten, waren sehr freundlich. Alle gaben ihr Bestes, um uns wieder etwas aufzuheitern. Wir waren auf dem Adelaide River. Die eine Dame steuerte das Boot und erzählte uns über die Nistplätze und Gewohnheiten der Krokodile, während dem die andere Dame jeweils die Krokodile mit Büffelfleisch zum Springen brachte. Das eine Krokodil schaute David direkt an, was ihn etwas nervös machte. Er blieb allerdings professionell und hielt die Kamera drauf. 

Da wir nun wieder den ganzen Weg nach Darwin zurück fuhren, machten wir einen Zwischenhalt an einer Raststätte im Park. In weiser Voraussicht, kaufte ich mir ein etwas kitschiges T-Shirt mit einem Krokodil darauf. Gegen acht Uhr abends waren wir im Hilton in Darwin. Unsere Koffer waren noch nicht da, aber man versicherte uns, dass die noch ankommen würden…

Sie kamen natürlich nicht mehr an. Um sechs Uhr fünfzehn ging ich ungeschminkt in meinen verschwitzten Klamotten von Gestern (ausser dem T-Shirt hihi) in den Bus für den letzten Teil der Tour. Wir fuhren zur Katherine Gorge. Das ist ein Flusstal etwas weiter südlich vom Kakadu National Park. Wir sassen wieder auf einem Boot. Die Felsen links und rechts waren orange und die ganze Gegend sah aus, als ob sie der Drehort für einen Fred Feuerstein Film wäre. Wir stiegen aus und gingen zu den Höhlenmalereien. Diese waren sehr schön, aber die kleinen Wasserfälle und, ich nenne sie jetzt einfach mal Tröpfelduschen, waren mir am liebsten. Es war wieder ein sehr heisser Tag.

Wir kamen gegen acht oder neun Uhr abends wieder in Darwin an. Die Tour war zu Ende, man gab uns endlich unser Gepäck wieder und wir gingen zu unserem bei Air B’n’B gebuchten Zimmer. Das war etwas weit weg vom Zentrum und nicht sehr heimelig. Aber wir waren müde und im Fernsehen lief der australische Kultfilm „My home is my Castle“. David kaufte etwas Bier für sich und Wein für mich. So liessen wir die drei sehr vollgepackten Tage ausklingen.

Am nächsten Morgen, Samstag, 18. Februar, war eine Gedenkveranstaltung zum 75. Jahrestag des Angriffs der Japaner auf Darwin. Die Lord Mayor (ja, eine Frau und sie nennen’s trotzdem „Lord Mayor“), der Commonwealth Secretary-General und sogar der Prime Minister Michael Turnbull, sowie einige Militärs hielten Reden. Es wurde die Nationalhymne gesungen und vom Orchester unterstützt. Um neun Uhr 58 feuerten sie dann die Maschinengewehre sowie die Schiffs- oder Flugabwehrkanonen. Bitte entschuldigt, mein Militärenglisch ist leider nicht sehr ausgeprägt. Keine Ahnung, welche Waffen genau abgefeuert wurden. Wie Ihr euch wahrscheinlich denken könnt, war neun Uhr 58 die Zeit des japanischen Angriffs. Es war äusserst eindrücklich. Diese Geräuschkulisse und der Geruch zu haben mit dem Wissen, dass wo wir standen, 75 Jahre zuvor genau dasselbe zu hören und zu riechen war.

Während einer der Reden, buchten wir via Smartphone  wieder ein Zimmer im Palm City Resort. Wir wollten, nicht in diesem recht ungemütlichen Air B’n’B bleiben. Am Nachmittag waren wir schon im Resort einquartiert und schwammen etwas im Pool.

Abends sahen wir uns den Film „Lo and Behold – Reveries of the connected World” von Werner Herzog im Kino an. Ich fand den Film faszinierend. Liegt vielleicht an meinem Studiengang. Danach ging ich noch an eine Diskussionsrunde mit einem Professor der University von Darwin. Es war recht spannend und es gab gratis Käse und Wein.

Am Montag gingen wir um acht Uhr morgens an eine Walking Tour durch Darwin. Die Stadt ist etwa so gross wie Riehen, weshalb es recht gemütlich war. Wir gingen durch die Innenstadt und der Leiter erklärte uns vieles über die Aboriginals, die britischen Siedler, den zweiten Weltkrieg und Cyclone Tracy, der in den 70ern die Stadt zu grossen Teilen zerstörte.

Am Nachmittag gingen wir ins Parlament. Es ist das zweitteuerste Parlamentsgebäude in Australien und kommt gleich nach dem in Canberra, der Hauptstadt. David meinte, es sähe aus wie die Residenz eines südamerikanischen Drogenbarons. Ich musste ihm da Recht geben. Interessanter Zufall, dort gibt es auch den besten Kaffee der Stadt. Man muss zwar zuerst durch den Metalldetektor, aber das ist es Wert. Im Saal, wo das Parlament tagte, lag natürlich eine gigantische Krokodilshaut auf dem Tisch.

Danach gingen wir wieder Schwimmen. Da es unser letzter Abend in Darwin war, spazierten wir noch bis zum Hafen und assen dort in einem Pub.

Am nächsten Morgen, liessen wir unser Gepäck im Hotel und gingen ins Museum. Dort gab es eine grosse Ausstellung über und von den Aboriginals. Ihre „Särge“ sind ausgehöhlte Bäume, die sehr Kunstvoll bemalt sind. Ein grosser Teil des Museums war Cyclon Tracy gewidmet. Der Sturm kam 1974 an Weihnachten. Die Leute wurden überrascht. Viele haben alles verloren und mussten ihr Leben woanders aufbauen. So auch Davids Familie. Sie zogen nach Sydney nach Cyclone Tracy und ca. sieben Jahre später kam David zur Welt.

Danach gingen wir im Wellenbad schwimmen, eine Runde Billard spielen und anschliessend ins Kino. Dort sahen wir den Film „Moonlight“. Es war recht eindrücklich, aber auch manchmal schwer nachzuvollziehen. Nach einem letzten Billard spiel gingen wir zum Flughafen. Unser Flug startete um viertel nach 12 Uhr nachts.

Die Sachbearbeiterin im Reisebüro hat uns den Flug von Darwin nach Sydney und von Sydney nach Tasmanien für den vorherigen Monat gebucht…

Ich blieb positiv und wir erreichten den Reiseveranstalter. Wir bekamen unseren Flug noch. Aber bevor ich ins Flugzeug durfte, wurde ich einem „random security check“ unterzogen. Sie fanden keinen Sprengstoff und so durfte ich weiter. Wir waren um sechs Uhr morgens in Sydney. Da ich nicht geschlafen habe, erinnere ich mich nicht an alles. Wir waren  vier Stunden am Flughafen und warteten auf den Anschlussflug nach Hobart in Tasmanien. Bevor ich ins Flugzeug durfte, wurde ich wieder einem „random security check“ unterzogen (wer’s glaubt „random“). Hatte wieder keinen Sprengstoff dabei.  Als wir ankamen, war alles sehr viel kleiner und hügeliger. Der Flughafen war soooo klein. Viel kleiner als der in Basel. Es gab genau ein Gepäckband in einem Raum mit etwa 150 Quadratmetern. Es war ein krasser Klimawechsel von tropisch heiss und feucht zu gemässigtem Basler Herbstwetter/Altweibersommer. Wir nahmen ein Taxi zur Air B’n’B Unterkunft.

Dieses Mal waren wir hell begeistert. Es war ein Gartenhäuschen mit eigener Küche und Bad. Im Häuschen erwarteten uns ein freundlicher Willkommensbrief, Schokolade, Kekse und ein Kühlschrank mit Essen. Wir gingen allerdings noch Einkaufen und David kochte etwas während dem ich duschte und den nächsten Tag plante. Millie, die Gastgeberin, begrüsste uns und gab uns Tipps, was wir uns ansehen können. Nach etwa 30 Stunden ohne Schlaf, fiel ich endlich ins Bett und döste davon.

Am nächsten Morgen mieteten wir ein Auto und fuhrenn zum Mole Creek für eine Führung durch die Makoopra Höhle mit ihren Glühwürmchen und Gesteinsformationen. Die Landschaft in der Inselmitte erinnerte mich stark an den Kanton Aargau bei Magden oder so. Es hatte viele Hügel und Bauernhöfe. Die Gebäude waren natürlich im Kolonialstil und das Gras auf den Hügeln hatte einen trockenen Braun- oder Ockerton. Abgesehen von den Gumtrees sah es allerdings zum Verwechseln ähnlich aus. Nach der Höhlentour fuhren wir zum Cradle Mountain. Je näher wir waren, desto mehr Berge tauchten auf. Nicht sehr hoch, aber doch ein schöner Anblick. Die Wanderwege waren oft Stege, welche über das Moor führten. Dafür blieben unsere Füsse trocken und die unzähligen Wombats hatten ihren Frieden, da wir nicht durch ihre Weide- und Schlafplätze stapften. Es war kühl und die Aussicht war sehr schön. Wir sahen Bergseen und natürlich den Cradle Mountain.

Um Mitternacht waren wir wieder zu Hause. Wir legten an dem Tag eine Strecke von 800 km zurück. Tagesausflug in Australien...

Am nächsten Morgen waren wir etwas entspannter unterwegs. Wir sahen uns zuerst die University of Tasmania an und fuhren anschliessend nach Tasman Island zum Eaglehawk Neck bei Dootown. Dootown gelang kürzlich zu landesweitem Ruhm, da die Gemeindemitglieder ihren Häusern alle einen Namen geben, der die Silbe „Doo“ enthält. So sahen wir Hauschilder wie „Love me Doo“, „DOO it yourself“, “Dr. DOOlittle” und “DOO me”. Wir assen Fish’n’Chips bei der Imbissbude namens “DOOlicious”. Nach dem Essen spazierten wir am Strand entlang. Der Sand war grau, aber so fein, dass er wie Schnee knirschte, wenn man darauf trat. Ich sammelte ein paar Muscheln und David erfreute sich an den Treibsandlöchern. Es war sehr schlammig und man sank nur ein wenig ein.

Für das Abendessen gingen wir in eine kleine Pizzeria an der Hauptstrasse. Wir hatten noch etwas in Port Arthur in der Nähe vor. Eine Geistertour. Port Arthur war das Gefängnis für die Sträflinge, die nach der Überführung nach Australien wieder straffällig wurden. Eine Strafkolonie in der Strafkolonie, wenn man so will. Dank der britischen Abstammung mögen die Australier auch gute Geistergeschichten. Man erzählte uns viele kleine Geschichten über Experimente, die an Gefangen durchgeführt wurden, Schicksale, die sich in der Kolonie ereigneten und paranormale Aktivitäten. Natürlich habe ich nichts Paranormales beobachtet. Die Geschichten waren allerdings unterhaltsam und der Nachthimmel voller Sterne. Hin und wieder hüpften Wallabies und Billbies übers Gelände.

Was allerdings nicht erwähnt wurde, war das Massaker, welches sich dort am 28. April 1996 ereignete. Martin Bryant erschoss 35 Menschen und verletzte 23. Er sitzt im Gefängnis und seither ist der Waffenbesitz  in Australien stark reguliert worden.

Wir waren wieder gegen Mitternacht im Gartenhäuschen. Am nächsten Tag gingen wir zuerst an den Salamca Market in Hobart, welcher jeden Samstag stattfindet. Er hatte etwa die Länge der Freienstrasse. Ich kaufte mir Ohrringe und Garn für David’s Schal, den ich am stricken bin. Am Nachmittag gingen wir an eine Stadttour zu Fuss. Es war derselbe Organisator wie in Darwin. Sie heissen „Walking tours“, falls jemand die Information gebrauchen kann. Wir erfuhren von der Korruption der Zollbeamten, aber auch von ihren kreativen Methoden, Alkohol und Tabak zu schmuggeln. Zum Beispiel gab es einen geheimen Tunnel zwischen dem Zollamtkeller und dem Pub auf der anderen Seite der Strasse. Man sagte uns auch, dass wenn man leider das Pech hatte, als Australier/in keine Sträflinge als Vorfahren zu haben, könne man postmortem eine/n adoptieren.

Abends gingen wir zur zweiten Walking Tour, aber dieses Mal mit etwas düsteren und skandalösen Geschichten. Die Leiterin war sehr freundlich und beantwortete uns alle Fragen über die Aboriginals in Tasmanien und über das Massaker in Port Arthur.

Ich glaube, dass die Aufarbeitung der Geschichte und Gräueltaten der Vergangenheit in Australien noch in den Kinderschuhen steckt. Vieles wird von der Regierung immer noch ignoriert. Zum Beispiel haben die Angehörigen der Opfer des Port Arthur Massakers sowie die Öffentlichkeit bis heute nicht erfahren, was das Motiv von Mr. Bryant war. Er ist sogar noch am Leben. Man könnte ihn also fragen.

Der Sonntag war unser letzter Tag und wir lagerten unser Gepäck ein, spazierten durch Hobart und ich schrieb meine Postkarten für die Schweiz und Norwegen. Danach ging es zum putzigen kleinen Flughafen. Alles verlief ohne Probleme. Sogar mein dritter „random security check“ innerhalb von fünf Tagen, verlief unauffällig. Hatte schon wieder den Sprengstoff nicht dabei. Sie liessen mich ins Flugzeug und wir kamen, um sechs Uhr abends in Sydney an.

Fast einen Monat später sitze ich hier in Surry Hills und schreibe meinen Blog. Was läuft momentan…
Ich schaue mir ein paar Zimmer am Sonntag an. Ich nähe ein historisch akkurateres Kleid (Deutschland 1520er) für den Mittelalter Club, stricke David und mir einen Schal und werde bald wieder mit dem Rugby spielen anfangen. Wir sind die erste Rubgy League Frauenmannschaft an der Uni. Bisher war das Interesse nicht gross genug, um genug Spielerinnen zu finden. Da wir nun aber auch mitmachen, werden wir grosszügig gesponsert und fotografiert. Die Vorlesungen sind spannend und ich kann nicht klagen. Mein Lieblingsfach ist Internet Governance.

Über Ostern ist der grösste Mittelalterevent in der Gegend, weshalb das Kleid bis dahin fertig werden muss. Ich habe über die App Gumtree eine Nähmaschine für nur $50 gefunden. Sie funktioniert tadellos. Ich suche mir auch einen Job. Habe schon wieder Ferienpläne. Ich will an meinem Geburtstag im Juli in Neuseeland Skifahren gehen und mir das Land ansehen. Hoffentlich liegt ein Abstecher nach Hobbingen (The Shire) drinn.

Bitte entschuldigt die lange Wartezeit. Es geht bei mir drunter und drüber, wie man ja lesen kann.

G’day und bis demnächst.

pirania light.

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