Sydney 25 - Partnervisum und Lemuren
Hallo und
Willkommen zu einem neuen Blogeintrag über die Liebe, das Leben und Australien.
Seit dem letzten Eintrag feierte ich die alljährliche Winterparty mit Glühwein,
zwei Schwarzwäldertorten und Kürbissuppe, habe die Hälfte des Semesters hinter
mich gebracht, war bei einer Migration Agentur, nähe zwei Wikingerkleider und
eine Tunika, programmierte Kunst und wurde eine häufige Physiopatientin. Ja ja.
Sport ist Mord.
Der erste
August kam und ging und abgesehen von meiner kleinen Showeinlage beim
Mittelalterklub, habe ich nicht wirklich die Schweiz gefeiert. Ich habe an dem
Tag sogar gearbeitet. Es war ein kleiner Temporärjob als Interviewassistentin in
der Medizinerfakultät. Wenn die potentiellen zukünftigen Studenten in anderen
Ländern wohnen, können sie auch ein Bewerbungsgespräch via Skype abhalten. Das
sind allerdings stark geregelte Abläufe. Innerhalb von 45 Minuten haben die
Bewerber fünf separate Interviews mit fünf Experten à sieben Minuten. Ich weiss
nicht, ob sie diese Interviews anstatt oder zusätzlich zum Numerus Clausus
haben. Mir ist gerade aufgefallen, dass ich darüber schon geschrieben habe. Schadet
allerdings nicht es zu wiederholen, da ich noch ein paar Male dort wieder
aushalf.
Stattdessen bereitete ich das Fest für den 4.
August, ein Samstag, vor. Ich lud Leute des Mittelalterklubs, des Rugby League
Teams und generell Leute der Uni ein. Camilla half mir das Fest
mitzuorganisieren, weshalb sie auch noch ein paar Leute einlud.
Am Freitag
nach der Design Programming Vorlesung ging ich direkt nach Hause und fing an
Kuchen zu backen. Nachdem der erste Kuchen im Ofen war, hatte ich gerade noch
Zeit meine Sportausrüstung anzulegen und mich zum St. John’s Oval (Sportfeld
auf dem Campus) zu begeben. Der Coach war nicht da, aber Elizabeth, eine
Klubverantwortliche übernahm. Sie war um einiges härter zu uns als der Coach.
Was mich aber ungemein gefreut hat, war dass es mir nichts ausmachte. Ich
konnte problemlos mithalten und hatte sogar Spass.
Nach dem
Training ging ich nach Hause, um den zweiten Kuchen zu backen. Das war
vielleicht etwas zu ambitioniert nach einer harten Trainingssession noch eine
Stunde in der Küche rum zu stehen und zu backen. Mein Gang gleichte dem, von Notredames
Quasimodo. Ich war fix und fertig als die Kuchen fertig waren und ging direkt
ins Bett.
Am nächsten
Morgen stand ich gemütlich gegen acht oder neun auf und fing so gegen zehn an
die Kürbisse, Karotten und Kartoffeln klein zu hacken. Wenn es dafür einen
passenderen oder schlicht eloquenteren Ausdruck gibt, lasst es mich in den
Kommentaren wissen. Mein Deutsch versauert hier ein wenig.
Danach habe
ich die Kuchen eingecremt und mit Schokoladenspänen bestreut. Danke Muddi für
die Schokoladenspäne. Letztes Jahr konnte ich keine in den hiesigen
Supermärkten finden und verbrachte drei Stunden mich Schokoladeraspeln. Alles
verlief nach Plan und die ersten Gäste kamen gegen drei Uhr. Wir hatten ein
Buffet aufgebaut und darunter Wäschekörbe gefüllt mit Eis und Bier aufgestellt.
Das ist australische Tradition.
Es kamen
vor allem Frauen. Das ist schon irgendwie witzig. In der Schweiz habe ich
mehrheitlich männliche Freunde und in Australien ist es genau anders herum. Die
Leute waren anfangs etwas steif, da sich nicht alle untereinander kannten. Wir
sassen alle im Garten und als ich die unangenehme Stille bemerkte, holte ich
Cards Against Humanity raus. Das funktioniert immer. Danach waren alle etwas
gelassener. Es kamen zwei Mädels von der Uni, drei Mädels vom Team, der Coach,
ein Typ und ein Mädel vom Mittelalterklub, drei oder vier Freunde von Camilla,
Camilla selbst und David. Meine Mitbewohnerinnen waren natürlich auch
eingeladen. Benny und Bruce (Hund und Kater) waren ganz aufgeregt, weil sie so
viel Aufmerksamkeit bekamen.
Nach einer
Weile waren alle warm miteinander und ich konnte mich etwas entspannen. Gegen
Abend brachte Annie die Onesies raus. Das sind Ganzkörperanzüge. Sie hatte
einen Hai-, Einhorn-, Koala-, Krokodil- und Giraffenonesy. Die Leute
verkleideten sich. Für mich war keiner mehr übrig. Aber das ist der Vorteil des
Mittelalterklubs. Ich hatte mein deutsches Kleid im Stil des 16 Jh. Und zog
einfach das an.
Irgendwann wurde
ich müde und die Gäste gingen entweder nach Newtown, um weiter zu feiern
oder liessen sich auf der Couch nieder. Ich habe dann gegen elf Uhr abends
subtil angefangen aufzuräumen. Um Mitternacht waren die Gäste weg und die Bude
aufgeräumt. Da bemerke ich mein Alter. Mitternacht ist eine tolle Zeit, um eine
Party zu beenden und schlafen zu gehen.
Alle waren
recht glücklich und zufrieden mit der Party. Ich fühlte mich allerdings etwas
schlecht. Alle haben etwa $10 bezahlt für das Essen und Trinken. Der Coach hat
mir statt Geld eine Flasche in einer braunen Papiertüte in die Hand gedrückt.
Ich dankte ihm und sagte, ich hätte noch genug Wein. Ich war wahrscheinlich
etwas im Stress als er ankam. Am nächsten Tag packte ich die Flasche aus und stellte
fest, dass er mir 60 fränkigen Vodka geschenkt hatte. Classic Leni… Ich
schrieb ihm sofort eine Nachricht, in der ich mich entschuldigte und mich
bedankte. Er fand meinen
faux-pas witzig. Es ist ausserdem auch Brauch in Australien, dass die Gastgeber
nach der Party den Gästen eine kleine Nachricht senden, in der sich für deren Kommen
bedanken. Ich weiss nicht, ob das überall so ist, aber nach jeder Party bekam
ich immer eine kleine Dankeschön-sms von den Gastgebern, deshalb habe ich dasselbe
getan. Immer schön sich an die
Gepflogenheiten des Landes anpassen.
Am Sonntag
gingen wir wieder zum Marrickville Market, um frisches Gemüse zu kaufen. Ich
war bester Laune und das Wetter ist wie immer schön. Das ist normal in Sydney.
Der Herbst ist super feucht und alles fängt an zu modern. Der Winter und
Frühling ist stattdessen eher trocken und sonnig. Ich gehen jeden
Sonntag zum Marrickville Market und ich erinnere mich an zwei Male an denen es
ein klitzekleines bisschen getröpfelt hat.
Am Montag
war ich bei David zu Hause, um die neuste Folge von Game of Thrones sowie Rick
und Morty zu sehen. Er kochte wahrscheinlich etwas mit Linsen oder Couscous und
wir sassen mit Socksy dem Hauskater auf dem Bett und sahen uns die neusten
Folgen an. Das wurde kurzzeitlich eine kleine Tradition.
Am Dienstag
arbeitete ich wieder für die Mediziner Fakultät und ging abends nach meiner
Professional Writing Vorlesung zum Abendessen des Mittelalterklubs. Leider
findet der Treff des Mittelalterklubs zur selben Zeit wie meine Vorlesung
statt. Deshalb gehe ich nur noch an die Abendessen im Forrest Lodge Pub. Die
Vorlesung ist super hilfreich und wird mein Englisch hoffentlich werbetauglich
machen.
Am Mittwoch
arbeitete ich wieder in der Mediziner Fakultät, was recht einfach ist. Ich
richte die Laptops so her, wie die Experten es möchten, lege ein iPad und die
Fragen daneben und mache mir dann einen Tee. Das Geld, dass ich dort verdiene
geht allerdings direkt in mein Visum Sparkässchen. Ich spare für ein de facto
Partner Visum. Das erlaubt mir in Australien zu bleiben ohne Heirat. Da David
und ich ein wenig mehr als ein Jahr zusammen sind und noch nie zusammen gelebt
haben, ist diese Variante definitiv einfacher.
Am
Wochenende darauf ging ich mit Camilla, dem Coach, seiner Tochter und Kim zum
Halbfinal der Rugby League Herrenmannschaft unserer Uni. Sie verloren leider
gegen die Polecats von der Tafe. Das Spiel war wieder im wunderschönen Henson
Park und ich brachte dieses Mal Bier, Wein, Crackers und eine Picknickdecke
mit. Ich kann mich beim besten Willen nicht an das deutsche Wort für Cracker
erinnern. Danach ging ich wieder zu David. Das läuft eigentlich jeden
Samstagabend so. Das ist unsere Datenight.
Am Sonntag
ist Marrickville Market und Pony streicheln angesagt. Jep, das gilt für jeden
Sonntag. Ausser am Sonntag, 13. August. Da ging ich an ein Treffen des
regionalen Mittelalterklubs. Alle aus der Region Sydney können daran
teilenehmen und er findet einmal im Monat statt in Dence Park etwa eine Stunde
vom Zentrum entfernt. Ich packte also meinen Kram (meine drei Stoffballen vom
Rowany Festival) und ging dort hin.
Als ich
dort ankam erkannte ich sofort ein paar Leute vom Rowany Festival in Mittagong
und Spring Wars in Mordenvale (nahe Maitland). Christina war Australierin mit Schweizer
Eltern. Ich glaube die kommen aus der Region Zürich. Sind allerdings Bauern.
Also definitiv nicht Städter. Ihr Schweizerdeutsch hat einen australischen
Akzent und die Mentalität ist ebenfalls australisch. Das ist für mich verkehrte
Welt. Normalerweise bin ich die mit dem Akzent und der anderen Mentalität. Auch
Mistress Clara, die mir bei meinem ersten Kleid alles gezeigt hat, war da. Sie
zeigte uns wie man ein französisches Kleid im Stil des 14. Jh. näht. Sofia,
eine Griechin und ich erklärten Francis (arbeitet im Forrest Lodge Pub und ist
Klubmitglied) welche Auswirkungen die Wirtschaftskrise in Europa hatte.
Da ich
Christinas Wikingerkleid schon beim ersten Mal als ich sie traf bewunderte,
habe ich sie gebeten mir zu erklären, wie man eines nähen kann. Sie war sehr
nett und hat mir vieles erklärt. Sogar auf Schweizerdeutsch. Das war nicht
leicht für sie, aber sie hat sich wacker geschlagen. Ich war da von elf Uhr
morgens bis etwa fünf Uhr abends. David holte mich ab und wir fuhren nach
Hause.
Ich ging in
der folgenden Woche zur Migrationsagentur, um herauszufinden, wie ich zu einem
permanenten Resident Visa kommen könnte. Sie sagten mir, dass David und ich ein
De Facto Partner Visum beantragen können. Dafür müssen wir unsere Beziehung
registrieren. Obacht, das ist keine eingetragene Partnerschaft oder Eheschliessung.
Ich gehe jetzt mal nicht in die Details. Es ist lediglich einfacher, billiger
und flexibler. Wir sollten auch bald zusammenziehen. Das geht im Moment noch
nicht, da Davids Mietvertrag Ende Januar 2018 erst kündbar ist. Wir versuchen
es trotzdem durchzuboxen. Wir wollen
auch auf die Agentur selbst verzichten, da wir trotzdem glauben, dass wir gute
Chancen haben und das Visum alleine schon teuer genug ist und und und…
Ich weiss,
dass nicht alle von Euch über meinen Plan zu bleiben Bescheid wussten. Aber ich
habe auch vor, meinem 28. Geburtstag in der Schweiz zu feiern. Dann kann ich
auch noch ein letztes mal ans Mittelalterlich Phantasie Spectaculum gehen. Die
kommende Festivalsaison wird ihre letzte sein. Ich freue mich jetzt schon Euch
alle wieder zu sehen. Dann hattet ihr zwei Jahre Leni Pause. Sollte reichen.
Ich bringe natürlich auch David mit.
In derselben
Zeit hatte ich stärker werdende Schmerzen in meiner linken Hüfte. Nach dem
Training am Freitag konnte ich kaum noch gehen und legte erst mal eine Pause
ein und ging einige Male zur Physio. Bis jetzt ist es nicht viel besser
geworden. Ich war seither auch nicht mehr beim Training. Es nervt mich
ungemein, dass jetzt wo ich endlich die Fitness habe, um Spass am Training zu
haben, meine Hüfte nicht mehr mitmacht. Ich werde die Physio weiter machen und
auf das Beste hoffen.
Am Dienstagabend
am Mittelalterklub Dinner im Forrest Lodge Pub habe ich eine schicksalshafte
Entscheidung gefällt. Meine Teamkollegin und Mittellalterklubmitglied Katya
meinte, ob sie mein Mobiltelefon mal haben könne. Ich wusste, dass sie
irgendwelchen Schabernack damit treiben wollte, aber war zu neugierig, um es ihr einfach zu verweigern. Ein paar von Euch erinnern sich vielleicht an ein Bild
eines Lemuren, welches ich Euch via Facebook Messenger gesendet habe… Das was
nicht ich. Das war Katya. Sie hat das Bild an etwa 20(!) Leute gesendet. Mein
Smartphone war nur noch am Vibrieren und Summen, weil die Leute wissen wollten,
warum zum Geier ich ein Bild eines Lemuren versende. Ich dachte, es wäre zu
einfach, wenn ich nur schreibe, dass das Bild von Katya kam und nicht von mir.
Statt dessen überlegte ich mir für jede Person, die zurückschrieb eine legitime
Begründung, warum ich so etwas senden würde. Hier sind meine Lieblingsconvos.
Am Sonntag
derselben Woche kam Glenn Greenwald, Journalist beim The Guardian und Author
des Artikels über Edward Snowdens Aufdeckungen bezüglich des NSA
Spionageskandals, für eine Diskussionsrunde an die Uni. Unistudenten kamen
gratis herein, so ging ich hin und hörte den Diskussionsteilnehmern zu. Es ging
um die Rolle der Journalisten in der heutigen Zeit, Schutz der Privatsphäre in
der digitalen Ära und wie man der Filterbubble entkommt. Wir sprachen auch über
die Auswirkungen von Trumps Regierung und Rassismus.
Glenn Greenwald war Anwalt bevor er zum Journalismus kam. Damals lebte er in New York und arbeitete für Klienten, um ihre Redefreiheit zu schützen. Passend dazu meinte er, dass Journalisten nicht nur das bringen können, was ihren Lesern gefalle sondern: „You sometimes have to piss your readers off for their own sake.“. Damit sprach er auch das Problem der Filterbubble an. Das ist die Seifenblase in der ein jeder und eine jede von uns lebt online. Die Algorithmen der online Plattformen wie Google, Facebook, Youtube, etc. registrieren unsere Präferenzen und heben diese Beiträge in unserem personalisierten Interface hervor (z.B. im Facebook Feed). Themen die der Algorithmus als für uns persönlich „unpopulär“ einstuft, werden gar nicht erst angezeigt. Das führt dann zum Problem, dass wir uns nicht im Klaren über gegenteilige Weltanschauungen und Überzeugungen sind. Als wären alle unserer Meinung. Das ist natürlich gefährlich und man muss sich dem als Internetnutzer bewusst sein. Ok. Vielleicht ist das nur für mich super duper spanned. Hier ist ein Link zur Diskussion, welche aufgenommen und auf Soundcloud hochgeladen wurde https://soundcloud.com/sydney-ideas/an-afternoon-with-glenn-greenwald . Nach 58 Minuten und 46 Sekunden solltet ihr eine bekannte Stimme hören.
Glenn Greenwald war Anwalt bevor er zum Journalismus kam. Damals lebte er in New York und arbeitete für Klienten, um ihre Redefreiheit zu schützen. Passend dazu meinte er, dass Journalisten nicht nur das bringen können, was ihren Lesern gefalle sondern: „You sometimes have to piss your readers off for their own sake.“. Damit sprach er auch das Problem der Filterbubble an. Das ist die Seifenblase in der ein jeder und eine jede von uns lebt online. Die Algorithmen der online Plattformen wie Google, Facebook, Youtube, etc. registrieren unsere Präferenzen und heben diese Beiträge in unserem personalisierten Interface hervor (z.B. im Facebook Feed). Themen die der Algorithmus als für uns persönlich „unpopulär“ einstuft, werden gar nicht erst angezeigt. Das führt dann zum Problem, dass wir uns nicht im Klaren über gegenteilige Weltanschauungen und Überzeugungen sind. Als wären alle unserer Meinung. Das ist natürlich gefährlich und man muss sich dem als Internetnutzer bewusst sein. Ok. Vielleicht ist das nur für mich super duper spanned. Hier ist ein Link zur Diskussion, welche aufgenommen und auf Soundcloud hochgeladen wurde https://soundcloud.com/sydney-ideas/an-afternoon-with-glenn-greenwald . Nach 58 Minuten und 46 Sekunden solltet ihr eine bekannte Stimme hören.
In der
kommenden Woche war ich vor allem mit Unikram und Physio beschäftigt. Das war
nicht besonders lustig, aber interessant. Ich lernte viel über das
Programmieren von Kunst. Kurzgesagt, wie man einen Algorithmus schreiben kann
der visuell etwas gestaltet. Man kann auch einen komischen Ton hinzufügen oder
dem User die Chance zur Interaktion geben. Das ist momentan mein Lieblingskurs.
Am Mittwoch in der Woche traf ich mich mit Lulu vom Mittelalterklub zum
Mittagessen. Sie studiert Medical Science und kam gerade vom Labor. Die
Studenten müssen dort regelmässig an Studien teilnehmen. Sie dachte sie hätte
zuvor ein Placebo eingenommen. Es stellte sich dann heraus, dass sie vor
unserer Lunchverabredung kein Placebo sondern einen Betablocker genommen hatte.
Lulu ist eine recht schlanke, junge Dame mit eher niedrigem Blutdruck. Wir
kamen dahinter als sie beim Essen sich nicht mehr so gut aufrecht halten konnte
beim Sitzen. Ich holte ihr einen Fruchtsaft und wir blieben noch eine Weile
sitzen, bis es besser wurde. Während dieser Mittagspause beschlossen wir auch zusammen
Blut spenden zu gehen.
In der
Schweiz habe ich schon öfters Blut gespendet. Sie ist in Australien
aufgewachsen, hat allerdings noch nie gespendet. Ich habe also einen Termin für
uns am Samstag vereinbart. Sie waren alle ganz nett zu uns. Ich hatte zwei
Milkshakes dort und stopfte meine Taschen mit Gratis Chips, Cracker, Salzbretzel,
Fruchtsäfte und Gutzlis voll. Ich bin ja schliesslich Studentin und brauche
meine Nervennahrung, wenn ich meine Arbeiten schreibe. Sie haben mich sofort
dazu bequasselt, bald wieder zu kommen und dieses Mal Blutplasma zu spenden. Das
werde ich auch tun. Dann nehme ich aber auch David mit, damit er auch mal Blut
gespendet hat in seinem Leben. Er hat sich bisher immer davor drücken können. Aber
nicht mit mir. Natürlich ist er einverstanden und hat kein Problem damit. Ich
bin nur ein wenig dramatisch.
Am Abend
sahen David und ich uns das Spiel Giants gegen Geelong Cats in einem Pub an. Es
war nicht sehr schön und die Giants haben verloren. Ich werde jetzt etwas
schreiben, was ich noch nicht einmal David erzählt haben und wofür ich
womöglich noch eine Standpauke bekommen könnte, aber ich glaube, dass die
Geelong Cats die Meisterschaft gewinnen werden. Das habt ihr aber nicht von
mir.
Am Montag ging
ich noch an Francis‘ Geburtstagsparty. Sie arbeitet in einer Bar, weshalb alle
ihre Freunde auch aus der Gastronomie kommen. Die haben nun mal alle am Montag
frei und nicht am Samstag. Glücklicherweise konnte ich als Studentin auch am
Montagabend mitkommen, da meine Vorlesung am Dienstag um fünf Uhr abends
anfängt. Wir starteten in einer Bar mit edlen Bieren aus Mikrobrauereien. Ich
war eine Banausin und trank stattdessen Wein. Wir gingen noch in zwei weitere
Bars und jedes Mal geschah dasselbe, wenn wir eine Bar betraten. Die Barkeeper
rollten mit den Augen und gaben einen Seufzer von sich. Ich kann es ihnen nicht
verübeln. Die dachten sich wahrscheinlich: „Och wie gemütlich, eine
Montagabendschicht. Das schaffe ich mit links und dann kommen etwa 15 Leute
gegen neun Uhr an… Ich hatte ein wenig Mitleid. Allerdings waren wir äusserst
nett und wohlerzogen. Später gingen wir noch zu Francis nach Hause und sangen
ihr um Mitternacht ein Geburtstagsständchen. Kurz darauf bestellte ich einen
Uber nach Hause. Bin ja keine 23 wie unsere liebe Francis.
Danach ging
ich in einen sozialen Winterschlaf wegen meiner Essays, Literature Reviews und
non-linear Animations, die ich alle innerhalb von etwa zwei Wochen abgeben
musste. Wenn ich dann etwas Ablenkung wollte, nähte ich weiter an meinem
Wikingerkleid oder unterhielt mich mit dem Hauskater Bruce oder dem Haushund
Benny auf Schweizerdeutsch. Benny und Bruce sind die einzigen Lebewesen mit
denen ich täglich Schweizerdeutsch reden kann. Benny interessiert sich
allerdings nicht sonderlich für mich. Bruce hat mich lieber. Benny hat
allerdings ein anderes Problem. Er ist ein Rassist. Aus irgendeinem Grund kann
er Asiaten nicht ausstehen. Er kläfft sie einfach an. Auf der Strasse beim
Gassi gehen, wenn der chinesische Vermieter vorbeikommt, um etwas zu reparieren.
Wir versuchen ihn langsam an dieses multikulturelle Umfeld zu gewöhnen. Er muss
toleranter werden. Es gibt ja schon genug Engstirnigkeit auf der Welt.
Letzten
Sonntag habe ich dann endlich meine vorerst letzte Arbeit abgegeben und darf
jetzt eine Pause von etwa zwei Wochen geniessen. Ich habe weiterhin an meinem
Wikingerkleid gearbeitet und war noch bei einem gemischten Treffen der German
Society und der Mechanical Society. Die Mitglieder der German Society waren
praktisch gar nicht da und so lernte ich viele Ingenieure kennen. Sie waren
allerdings alle ein wenig jung, weshalb ich dann nicht zu lange blieb.
Der
Frühling macht sich langsam bemerkbar. Am Dienstag und Mittwoch hatten wir 29
und 31°C. Es war schön warm und ich konnte wieder mal meine Sommergarderobe
tragen. Diese besteht aus Leggins einem luftigen Minikleid und Sandalen.
Am Mittwoch
ging ich zur New South Wales Birth and Marriage Registry, um David dort zu
treffen. Wir wollten unsere Beziehung eintragen lassen. Unterwegs traf ich den
fetten Leroy.
Er schlief
unter einer mikrigen Pflanze. Ich nehme an, dass er bei der Schattenplatzsuche
müde wurde und sich dann einfach unter dieser Pflanze schlafen legte. Ich
kraulte ihn ein wenig hinter den Ohren. Das ist der Wegzoll, wenn man an ihm
vorbei möchte.
Dort
angekommen konnten wir dann nichts tun, weil kein Friedensrichter anwesend war.
Wir organisierten einen weiteren Termin am Freitag und wieder dasselbe. Kein
Friedensrichter anwesend. Glücklicherweise ist David mit einem Anwalt
befreundet der auch Friedensrichter ist. Der sollte uns helfen können. Danach
müssen wir dann auf den Bescheid der Behörden warten und wenn die grünes Licht
geben, können wir das Partnervisum beantragen.
Heute ist
Samstag und das Halbfinale der AFL hat begonnen. David, ein paar seiner Freunde
und ich gehen heute Abend gemeinsam das Spiel Giants gegen Westcoast schauen.
Alle schön Daumen drücken.
Nächstes
Wochenende sollte ich mit meinem Wikingerkleid und Davids Gewandung fertig sein.
Besser wär’s, weil dann nämlich die St. Yves Medieval Faire ist.
Das war’s soweit
und ich wünsche Euch einen schönen Herbst. Kann mir dann jemand noch Magebrot
schicken?
Bis demnächst.
piranialight.
piranialight.
Edit: Es war das Viertelfinale nicht das Halbfinale und die Giants haben Westcoast vernichtend geschlagen
AntwortenLöschen