Sydney 24 - "Noch einmal stürmt, noch einmal, liebe Freunde!"
Immer wenn
ich denke, dass in meinem Leben gerade nix los ist, hilft es, wenn ich einen
Blogeintrag verfasse. Auf einmal wird mir dann klar, was ich wieder einmal
alles erlebt habe. Auch wenn ich mich wie jeder andere Mensch manchmal
langweile, hält das doch selten lange an.
Ich war in
Tasmanien im nördlichen Teil der Insel. Ich feierte meinen 27. Geburtstag, sah
mir ein Giants-Spiel an, beobachtete die Pinguine abends am Strand, wehrte mich
gegen ein Wombat, das versuchte meine Hose zu essen und wanderte am Fusse des
Cradle Mountains. Nach meiner Rückkehr bewarb ich mich auf Jobs, da die
Assistenzstelle bei der Anwaltskanzlei nicht mehr existiert. Hatte eine Krise,
weil ich Euch alle so vermisse. Habe mich wieder eingekriegt. Trainierte
fleissig mit meinem Rugby League Team, spazierte unzählige Kilometer in der
Nachbarschaft und am Strand. Habe ein paar Kilo durch meine Diät verloren und
mein letztes Semester an der Uni begonnen.
Bevor ich
allerdings ins Detail gehe möchte ich Euch noch ein Foto vom letzten Abendmahl
des Mittelalterklubs an der Uni zeigen. Dieser fand irgendwann im Juni statt.
Wir hatten zuerst Cocktails und gingen anschliessend in ein Thai-Restaurant an
der King Street. Da wir genau 13 Leute waren und an einen langen Tisch
platziert wurden, sahen wir uns gezwungen, „das letzte Abendmahl“ von Leonardo
Da Vinci nachzustellen.
Nun aber
alles der Reihe nach. Fangen wir mit Tasmanien an. Am Freitag, 7. Juli stiegen
wir sehr früh in Sydney in den Flieger nach Launceston. Um neun kamen wir an,
organisierten ein Mietauto und fuhren zur Cateract Gorge. Das ist ungefähr so
wie die Langen Erle in Basel. Ein städtisches Naherholungsgebiet. Es sah recht
hübsch aus mit seiner Schlucht und den Teich in der Mitte. Auf dem Gelände
stolzierten ein paar Pfaue herum und die Bilbies holpelten immer wieder einmal
über die offenen Felder. Es war etwa 9 °C. Typisch Winter halt. Wir assen dort
zu Mittag und checkten im Bed and Breakfast in Launceston ein. Wir sahen uns
einen kleinen Markt an und spazierten durch die Stadt. Wir sahen wie eine Band
in einer Hintergasse aufbaute, gingen jedoch dann Italienisch essen. Nach dem
Essen spazierten wir durch die Stadt und sahen, dass in dieser Hintergasse nun
sehr viele Leute waren und das Konzert in vollem Gange war. Die Band hiess „No
Beef“, glaube ich, und spielte Songs mit Gemüse im Titel wie „Hot Potatoe“ oder
„Mushroom“. Es war ein sehr jazziger,
folkiger Ska. Wir lernten ein paar Leute kennen, die uns noch dazu überreden
wollten an ein anderes Konzert mitzukommen. Wir waren allerdings beide zu müde
und gingen wieder ins Hotel.
Am nächsten
Morgen, war mein Geburtstag. Da ich mich sehr für Geschichte interessiere,
gingen wir an eine historische Führung durch Launceston. Die war allerdings
nicht ganz so mein Ding. Ich wollte mehr über einflussreiche Persönlichkeiten und
weniger über die Architektur lernen. Am Nachmittag fand das Giants gegen
Hawthorn Spiel statt. Das Stadium ist etwas kleiner aber dafür gemütlicher. Die
Hawthorn Fans waren in der Überzahl, was in Australien allerdings keine
Probleme verursacht. Ich hatte mein Giants Beanie an und wurde von allen
freundlich behandelt. Leider haben die Giants an meinem Geburtstag nicht
gewonnen sondern nur ein Unentschieden erreicht. Im AFL gibt es keine
Verlängerung für Spiele vor dem Finale. So war die ganze Sache etwas
unbefriedigend.
Da es recht
kalt wurde, schlug ich vor auf einen Glühwein oder wie es hier heisst „Mulled
Wine“ in eine Bar zu gehen, um uns aufzuwärmen. David wollte mir nicht glauben,
dass ich Glühwein auftreiben könne. Wir gingen in den ersten Pub, voller
Hawthorne Fans. Sie starrten uns ein wenig an, blieben aber freundlich. Wir
gingen zur Theke und ich fragte den Barkeeper nach Glühwein und David hatte
schon seine etwas belächelnde „meine europäische Freundin mit ihren komischen
Gepflogenheiten“-Miene auf. Da sagte der Barkeeper, dass sie Glühwein hätten.
Ich weiss…. Wahnsinns Story Leni. Pärchen-kabbeleien und so. Schön warst du
dieses Mal siegreich. Wir gingen abends Fajitas essen und anschliessend in eine
Whyskybar. Hatte einen leckeren und preiswerten Talisker. Danach war ich recht
schläfrig und wir gingen zurück zum Hotel.
Am nächsten
Tag fuhren wir von Launceston nach Devonport auf dem sogenannten „Girlfriend“-Highway.
Der heisst so, weil es recht hübsch ist und die Tasmanier ihre Freundinnen
dorthin ausführen. Die Autobahnen in Australien sind nicht so karg wie in der
Schweiz. Sie sehen eher wie unsere Überlandstrassen aus. Mit etwas mehr
Roadkill… leider. Aber wir hatten Glück. Praktisch keine toten Tierchen auf der
Strasse. Es war recht neblig am Morgen. Langsam brach dann die Sonne durch.
David ist den Nebel nicht gewohnt. In Sydney gibt’s das nicht wirklich und wenn
David auf Reisen in Europa war, dann im Sommer. Er fand’s etwas unheimlich,
aber auch schön. So ganz nebenbei die Australier finden Keller auch sehr
unheimlich. Das haben hier nicht viele. Für mich ist der Keller, wo ich
Umzugsboxen, meine Ski und meinen Schlitten lagere oder meine Wäsche wasche.
Für die Aussies ist der Keller, wo Serienmörder ihre Opfer hinbringen oder um
die Ecke bringen (jesses Leni….). Zurück zur Autobahn, die wie eine
Überlandstrasse im Aargau aussah. Wir hielten an einer Raspberryfarm, tranken
heisse Schokolade mit Raspberries und ich kaufte nach Raspberry duftende
Socken. Nächster Halt war die Ashgrove Käsefarm. Da habe ich stinkenden,
leckeren Käse gekauft. David mag Käse nicht so sehr… Ich weiss. Wie sollen wir
das überstehen? Kann eine Beziehung ohne romantische Käsefondue- und Raclette-Abende
überhaupt funktionieren? Man weiss es nicht. Er war allerdings sehr lieb und
hat sich nur etwa drei Mal über den Käsegeruch beschwert. Wir kamen dann gegen
Mittag in Devonport an, assen an einem Restaurant am Bluff Beach, sahen uns den
Leuchtturm an, hielten ein Schläfchen im Auto und fuhren weiter nach Low Head. Wir
hatten eine Verabredung mit ein paar sehr gut gekleideten etwas kleingeratenen
Tierchen. Ganz recht. Wir sahen kleine, putzige Zwergpinguine am Strand. Sie
haben gegurrt und geschnurrt, aber mit ganz hoher Stimme. Soooooo süss. Sie
waren etwa 40 cm gross und 1.1 kg schwer. Es war leider sehr dunkel und wir
durften natürlich nicht mit Blitz fotografieren. Die Bilder sind deshalb leider
nichts geworden. Aber ich habe für Euch ein Bild von Google geklaut.
Wir fuhren
danach wieder nach Launceston. Wir packten unsere Sachen, da wir am Morgen
auschecken mussten. Wir standen recht früh auf, weil wir eine etwas längere
Fahrt vor uns hatten. Wir gingen wieder zum Cradle Mountain. Letztes Mal waren
wir auch dort und ich habe mich auf das Wiedersehen mit den unzähligen Wombats
gefreut. Als wir beim Infokabäuschen ankamen, kaufte ich zwei Tasmanische
Teufel Stofftierchen. Eins für Jas und eins für Annas und Sämis Nachwuchs.
Danach nahmen wir den Shuttlebus zum Dove Lake und sind herumspaziert. Es war
wie immer schön einen anständigen Berg zu sehen. Auf halbem Weg war ein Wombat
auf dem Gehweg und frass ein paar Pflanzen. Es bemerkte mich und kam langsam
auf mich zu. Als es bei meinem Bein stand, fing es auf einmal an meine Hose zu
fressen. Ich hüpfte zur Seite und es machte sich langsam auf zu Davids Hose und
Bein. Er brachte sich in Sicherheit. Hier das Video.
Nach Cradle
Mountain fuhren wir wieder zwei oder drei Stunden zum Flughafen in Launceston
und stiegen in den Flieger nach Sydney.
Den Tassie
Käse haben meiner Mitbewohnerinnen und ich bei einem Käse- und Weinabend
verspiesen. Es war das erste Mal, dass wir den Esstisch für ein Abendessen
verwendeten. Normalerweise, ist dieser Ablagefläche, Arbeitsfläche, etc. Es war
nett und zivilisiert. Der Käse war sehr lecker.
Am Mittwoch
nach meiner Rückkehr (12. Juli) war nicht nur Rugby League Training sondern
auch das letzte Spiel des „State of Origin“-Cups/Championship… ihr wisst schon.
Es sind ja insgesamt drei Spiele und immer die Staten New South Wales gegen
Queensland. Soweit hatten NSW und QLD jeweils einmal gewonnen. Dies war das
letzte und entscheidende Spiel. Der Coach hat das Training kurz und schmackes
gehalten, damit wirs pünktlich zum Spielbeginn vor den Fernseher schaffen. Wir
sassen bei Pizza und Bier bei ihm zu Hause. Das Gute war, dass wir ihn
problemlos mit Fragen löchern durften. Er hatte einen gigantischen Hund, der
ein wenig jung und ungezogen war. Wie die liebe Luba. Die ist jetzt in
Melbourne bei Igors Eltern, falls ihr Euch fragt. Leider verlor NSW und Queensland
war wie so oft der Champion des „State of Origin“. Der Coach packte irgendwann
die Glampfe aus und er und sein Bruder gaben ein paar Metallica-Lieder zum
Besten. Ich spielte WIZOs Version von Pipi Langstrumpf und die zwei Nirvana-Songs,
an die ich mich noch erinnern kann (Lithium und Polly, ich bi e einziges
Clichée). Gaby war so nett und fuhr mich und Camilla so gegen 11 nach Hause.
Am nächsten
Tag spazierte ich wie so oft durchs Quartier und erblickte Leroy. Ich glaube,
er macht eine Diät, er sieht etwas dünner aus. Da haben wir etwas gemeinsam. Es
war auch das erste Mal, dass ich ihn nicht flach ausgelegt auf dem Boden
vorfand, sondern in einer „sitzenden“ Pose.
Fragt mich bitte nicht, wo Agent 072 bleibt. Da ich nicht mehr in der
Anwaltskanzlei arbeite, gehe ich nicht mehr so häufig in den Hydepark.
Vielleicht wurde er auch versetzt. Ich habe diesen Ibis schon eine Weile nicht
mehr gesehen. Das Einbrecherquartett vom Technologypark ist ebenfalls verschwunden.
Ich hoffe, es geht ihnen gut.
Am Samstag darauf gingen wir mit ein paar von Davids Freunden und deren
Freunde zum Spiel Giants gegen die Roosters. Das sind beides Sydney Teams,
weshalb es entsprechend voll war. Die Giants haben leider verloren, aber wir
hatten eine gute Zeit. Nach dem Spiel holen alle ihre Footballs raus und gehen
aufs Spielfeld. Wir taten dasselbe. Ich schubste meine Leute etwas, damit sie
nicht zu gemütlich mit dem Ball wurden. Ich ergatterte einmal den Ball und
rannte los, da wurde ich auf einmal von einem mir vollkommen Fremden getackelt.
Er meinte nur: „I’m sorry, I don’t even know, why I did this.“. Ich fands nicht schlimm, aber definitive
etwas schräg. David meinte, der Tackle wäre so gut gewesen, dass er gar nicht
böse war. War ja auch alles nur Spass. Der hat mich direkt bei den Knien
erwischt. Es war wirklich ein guter Tackle. Ich hatte kein Brot. Wir spielten
noch eine Weile vor dem Stadion und stiegen dann in den Zug zurück. Am Sonntag
gingen wir wie immer zum Marrickville Market und deckten uns mit Gemüse ein.
Am Mittwoch darauf konnte ich einen persönlichen Erfolg verbuchen. David
ist Handwerker, sportlich, gute Koordination, etc. etc. Am Abend wurde das
Rugby League Training abgesagt und ich fragte David, ob wir ein bisschen
Badminton spielen könnten. Er war einverstanden und ich buchte ein Spielfeld? Spielparzelle?
Ist auch egal. Ich habe ihn besiegt! David ist für gewöhnlich in fast
allen Sportarten unschlagbar. Zumindest, wenn ich gegen ihn antrete. Ich weiss,
ich weiss. Diese Pärchenrivalität wieder. Für mich ist es aber auch ein Erfolg
bezüglich meiner Fitness. Ich gehe täglich 10‘000 oder mehr Schritte und habe
ein bis zwei Rugby League Trainingssession pro Woche. Es macht sich langsam
bemerkbar. Ich halte länger durch bei intensiveren Trainingssets und habe nur
noch selten Muskelkater. Ich kann den Ball besser kicken, was wegen der Elipsenform
eine rechte Umgewöhnung war.
Am Freitag darauf war ich in der Stimmung für ein Konzert. Ich habe
schon lange keine Band mehr gesehen. Nach langem hin und her entschied ich mich
für die Art Factory an der Oxfort Street. Es traten drei Bands auf. Die ersten
waren „The Kids“. Der Name passte zu den Bandmitgliedern. Sie waren wirklich
Kinder oder sagen wir 13-16 jährig. Die waren die beste Band des Abends. Der
Schlagzeuger kam mir bekannt vor. Vor einigen Jahren machte ein Youtube Video
von „Australia’s got Talent“, eine Castingshow, die Runde von einem Jungen
namens Jagger, der ein unglaublich guter Schlagzeuger war mit neun Jahren oder
so. Hier das Video.
Nach dem Konzert ging ich an den Merch Stand und habe eine
Verantwortliche von der Plattenfirma gefragt und sie hat mir bestätigt, dass
der Schlagzeuger der Band, Jagger ist. Das hat mir das Herz erwärmt. Als ich
ihn auf Youtube vor ein paar Jahren sah, habe ich mich gefragt, wann ich ihm
und seiner Musik wieder begegnen würde. Hier ein Link zur Facebookseite der Band. Sie haben ein Album aufgenommen, welches aber noch fertig gemischt wird
und noch nicht draussen ist.
Am Samstag waren Camilla und ich für ein Photoshoot für das Team im
Henson Park in Marrickville. Das ist ein sehr schönes kleines Stadion. Es ist
etwas kleiner als der Rankhof in Basel. Aber es ist Mitten im Wohnquartier mit
einer kleinen Tribüne und Grashügeln rundherum. Die Leute nehmen Picknickdecken
mit, etwas zu knabbern, pflanzen sich an eine gute Stelle und schauen sich das
Spiel an. An dem Tag war nicht nur das Shooting sondern auch das Spiel unserer
Herrenmannschaft gegen Cumberland. Unsere Universität hat recht eindeutig
gewonnen.
Hier ein Foto des Stadions. Habe wieder eins von Google geklaut.
Da nicht
genug Mitspielerinnen Zeit hatten für das Shooting, haben wir kurzerhand ein
paar Models/Zuschauerinnen engagiert, sie in ein Trikot gesteckt und fotografiert.
Nach dem Sieg unserer Herrenmannschaft und dem Shooting, spielten die Newtown Jets
gegen die New Zealand Warriors. Die Jets waren klar im Vorteil und besiegten
die Warriors. Diese waren wiederum so freundlich uns Zuschauer mit einem Haka
zu beehren. Es sieht live einfach besser aus. Danach gingen Camilla und ich
kurz getrennte Wege, um uns in Surry Hills später zu Sanas Geburtstag in einer
Bar wieder zu treffen. Ich blieb allerdings nur kurz, da ich am nächsten morgen
früh raus musste.
Davids
Nichte und Neffe wurden getauft und ich war eingeladen. Am Sonntagmorgen war
ich also in einer Kirche in Newcastle (New South Wales, nicht Schottland) und
sah bei einer katholischen Taufe zu. Insgesamt zwei oder drei Familien waren da
und vier Kinder wurden getauft. Es war soweit alles recht normal und fast alle
Kinder waren artig. Alle? Nicht ganz. Ein kleines Mädchen, etwa zwei jährig war
nicht sehr kooperativ. Der Priester tätschelte ihren Arm und sie zog den selbigen
trotzig weg. Das hat mich ein wenig an mich erinnert. Yep. Ich war ein Biest.
Eine nachträgliche Entschuldigung an die Erwachsenen, die mit meinen Launen
leben mussten. Aber da ich nicht die Verantwortung für das Mädchen hatte, war
ich eher amüsiert, ab der erfrischenden Eigensinnigkeit. Die Kinder, die ich
sonst kenne sind alle so lieb oder etwas scheu. Da wärmt mir eine kleine Querdenkerin
das Herz.
Danach gingen
wir alle an den Strand für das Picknick. Ich lernte ein paar Familienmitglieder
kennen und watete etwas durch das Meer. Nach ein paar Stunden fuhren wir wieder
nach Sydney. Während der Fahrt stellte ich David und seiner Schwester
Quizzfragen zu Game of Thrones und Haie. Quizze sind super für lange
Autofahrten.
Dann brach
auch schon die letzte Woche der Semesterferien an. Ich bewarb mich weiter auf
Jobs, spazierte viel durchs Quartier, kochte gesundes Essen, traf Freunde und
habe endlich den Coogee – Bondi Spaziergang gemacht. Der geht etwa 2-3 Stunden
und folgt einer Route entlang der Küste, welche die Strände Coogee und Bondi
verbindet. Es war sagenhaft schön. Ich weiss jetzt auch, warum der Bronte Beach
(in der Mitte Zwischen Coogee und Bondi) so beliebt bei Franzosen und Italienern
ist. So wie der Strand aussieht mit den Häusern, die in die Klippen gebaut sind,
könnte dieser Ort genauso gut am Mittelmeer liegen. Ein sehr schöner Ort. Die
Wellen waren an dem Tag sehr hoch und die Surfer zahlreich. Ich sah ein paar
gute… ja wie nennt man das denn? „Ritte“? „Tricks“? „Surfeinlagen“? Egal. Ihr wisst,
was ich meine.
Ich ging
auch ins Australian Museum und schaute mir dort Ausstellungen zu den
Aboriginals, den heimischen Tieren und den pazifischen Geistern an (die Ausstellung
hiess „Pacific Spirits“). Die letzte Gefiel mir besonders. Die Totems, Trommeln
und Larven/Masken sahen toll aus und stammten von Papua Neuginea, den Fidgi
Inseln, Samoa und Neuseeland. Ich dachte mir bei den Larven, wie cool das doch
ist, das die pazifischen Inselbewohner und ich Larven tief in unserer Kultur
verankert haben.
Am Samstag
sind Camilla und ich spazieren gegangen. Das heisst wir wollten zum Henson Park
zu Fuss. Der ist etwa eine Stunde von meinem Haus entfernt. Wir haben uns ein
paar Mal verlaufen, da Eure ergebene Schreiberin sich nicht auf Google Maps
konzentriert hat beim Plaudern. Wir kamen gegen drei Uhr (nach etwa zwei
Stunden) an. Dieses Mal spielte unsere Universität in einem Aussie Rules
Football (AFL) Match gegen East Coast und verloren. Aber wir hatten meinen
Football dabei und kickten in der Halbzeit ein paar Bälle.
Danach
schnappten wir einen Uber in die Stadt, da ich spät dran war. David und ich
hatten anlässlich zu unserem einjährigen Jubiläum im Mjölner Restaurant in
Redfern, benannt nach Thors Hammer, reserviert. Der Met war sehr lecker. Aber seit
ich auf Diät bin, esse ich sehr viel weniger Fett. Ich koche meistens alles
selber und benutze frische Zutaten. Das Essen war super, aber einfach sehr viel
fettiger als ich es gewohnt war. Das macht mich gleichzeitig stolz und etwas
wehmütig. Aber egal. Danach gingen wir ins Hoyts Kino im Broadway Shopping
Center und schauten uns den neuen „Planets of the Apes“-Film an. Na ja. Der
Film war nicht wirklich meine Kragenweite, obwohl ich ihn ausgesucht hatte. Ich
hoffte auf einen komplexen, distopischen Sci-fi Streifen und bekam halt
Blockbusterstumpfsinn. Das tolle war für mich aber, wieder einen Film in der
Lounge mit den super bequemen Sesseln zum Zurücklehnen zu sehen.
Am Sonntag
war es 26° C. Ich weiss. Unsere Winter in Sydney sind wirklich kein
Zuckerschlecken. Wir gingen wieder zum Markt in Marrickville, wo ich die
Zutaten für die Kürbissuppe, die ich an der kommenden Winterparty servieren
werde, kaufte. Und weil es noch so schön war, beschlossen wir eine Runde
Badminton in einem der Unisportzentren zu spielen. Dieses Mal hat David mich
besiegt. Wir haben dann noch auf dem Spielfeld nebenan ein paar Bälle gekickt.
Es war ein sehr schöner Sonntag.
Am Montag ging
die Uni los und ich dachte als ich die vielen Studenten und Stände der O-week
sah an ein Zitat von Shakespeare’s Henry the 5th „Once more unto the breach,
once more, dear friends.“ (zu Deutsch: Noch einmal stürmt, noch einmal, liebe
Freunde). Ist ja schliesslich auch mein letztes Semester und somit
berechtigterweise ein Ansturm oder Endspurt. Ich hatte eine meiner
Lieblingsprofessorinnen wieder. Ich besuchte im 1. Semester ihre Vorlesung „Academic
English for Postgraduates“ und bim dieses Semester im „Critical Literacy Skills
for Postgraduates“ wieder bei ihr. Sie ist die Professorin, die mir die Geisteswissenschaften
näherbrachte. Diese Vorlesung besuche ich nicht, weil sie gut für meine
Karriere ist, sondern weil es mich glücklich macht. Lernen, um des Lernen
Willens. So sass ich also wieder in der Vorlesung bei ihr und hatte eine gute
Zeit.
Abends war
ich bei David. Seit die neue Staffel von „Game of Thrones“ anfing, treffen wir
uns immer am Montagabend, kochen zusammen und schauen uns die neuste Folge an.
So auch an dem Abend. Zusätzlich dazu fing auch die neue Staffel von „Rick and
Morty“ an. Die Montagabende sind also vorerst gerettet.
Am Dienstag
arbeitete ich für die Medizinerfakultät. Ein kleiner Gelegenheitsjob. Wer sich
für ein Medizinstudium an der University of Sydney bewirbt, muss als
ausländischer Student an einem Skype-interview teilnehmen. Die heimischen
Studenten kommen für die Interviews zu Einzelgesprächen vorbei. Bei diesen
Skypeinterviews gibt es ganz genaue Vorgaben und Regeln und wir Assistentinnen
und Assistenten sorgten für den reibungslosen Ablauf. Es war nicht allzu schwer,
aber die nervösen Bewerber taten mir schon etwas Leid. Ich versuchte immer
einen beruhigenden Ton anzuschlagen, wenn ich ihnen den Ablauf und die Regeln
erklärte. Soweit gab es keine grossen Zwischenfälle.
Abends ging
ich dann zum ersten und wahrscheinlich leider letzten Mittelalterklubtreffen an
der Uni. Ich habe ab nächster Woche genau in den zwei Stunden, des Treffs einen
Kurs, „Professional Writing“. Ich kann mich immer noch für den Pubbesuch
anschliessen, aber meine Projekte muss ich anders vorantreiben. Es gibt zum
Glück ausserhalb der Uni auch Treffen der SCA. Die sind zwar etwas seltener und
auch nicht so zentral, aber ich werde trotzdem hingehen. Da das
Mittelalterklubtreffen auch auf den 1. August fiel, brachte ich eine kleine
Schweizer Fahne mit. Ich habe ja ein „Heimwehpacket“ aus der Schweiz abonniert.
Die senden mir alle sechs Wochen, traditionelle Speisen aus der Schweiz.
Letztes Mal sendeten sie eine Schweizer Flagge. Ich habe sie der Katze umgelegt
und dann später zum Mittelalterklubtreffen mitgenommen. Ich habe kurz allen einen „Happy Swiss Nationalday“ gewünscht und ihnen kurz erklärt, wie 1291 die Schweiz gegründet wurde. Wir sind ja ein Verein von Geschichtsfreunden. Wir zogen etwas über die Habsburger her und gingen danach in die Forrest Lodge, wie schon viele Male zuvor.
und dann später zum Mittelalterklubtreffen mitgenommen. Ich habe kurz allen einen „Happy Swiss Nationalday“ gewünscht und ihnen kurz erklärt, wie 1291 die Schweiz gegründet wurde. Wir sind ja ein Verein von Geschichtsfreunden. Wir zogen etwas über die Habsburger her und gingen danach in die Forrest Lodge, wie schon viele Male zuvor.
Ich machte
mich gegen halb neun auf den Nachhauseweg und lief über den Campus. Auf einmal
hörte ich Gejohle oder sagen wir mal „Stadiongeräusche“. Als ich näher kam, sah
ich, dass ein Rugby Union Spiel im Gange war. Die Colleges (Wohnheime der Uni)
St. Andrews und St. Pauls spielten. St. Pauls war am gewinnen. Ich setzte mich
dazu und es erinnerte mich stark an mein altes Team in Basel. Wir spielten auch
Union und nicht League. Die Colleges sind aber gerüchteweise gefüllte mit
Kindern reicher Eltern. Selbst wenn das nicht der Fall ist, liefen verdächtig
viele Herren mit Kakihosen, Pullover um die Schultern gelegt und prunkvollen
Uhren herum. Das Spiel war toll anzusehen und lag ja sehr passend bei mir um
die Ecke. Also St. Pauls dann gewonnen hatte machte ich mich definitiv auf den
Heimweg.
Am nächsten
Morgen arbeitete ich wieder in der Mediziner Fakultät, um bei den Interviews zu
helfen. Am Abend hatte ich Rugby League Training. Es war spassig, nur war ich
schlecht beim Kicken.
Heute war
wieder eine Vorlesung bei meiner Lieblingsprofessorin und wir sprachen ein
wenig über Voltaire.
Ich
schreibe viel über Sportveranstaltungen, die ich besuche und Trainings die ich
habe. In letzter Zeit habe ich einfach sehr viel mehr Spass am Sport treiben
und schauen.
Jetzt freue
ich mich aber erst einmal über die Winterparty am Samstag, an welcher ich
Glühwein, Kürbissuppe und Schwarzwäldertorte servieren werde.
Bis
demnächst.
piranialight.
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