Sydney 24 - "Noch einmal stürmt, noch einmal, liebe Freunde!"

Immer wenn ich denke, dass in meinem Leben gerade nix los ist, hilft es, wenn ich einen Blogeintrag verfasse. Auf einmal wird mir dann klar, was ich wieder einmal alles erlebt habe. Auch wenn ich mich wie jeder andere Mensch manchmal langweile, hält das doch selten lange an.

Ich war in Tasmanien im nördlichen Teil der Insel. Ich feierte meinen 27. Geburtstag, sah mir ein Giants-Spiel an, beobachtete die Pinguine abends am Strand, wehrte mich gegen ein Wombat, das versuchte meine Hose zu essen und wanderte am Fusse des Cradle Mountains. Nach meiner Rückkehr bewarb ich mich auf Jobs, da die Assistenzstelle bei der Anwaltskanzlei nicht mehr existiert. Hatte eine Krise, weil ich Euch alle so vermisse. Habe mich wieder eingekriegt. Trainierte fleissig mit meinem Rugby League Team, spazierte unzählige Kilometer in der Nachbarschaft und am Strand. Habe ein paar Kilo durch meine Diät verloren und mein letztes Semester an der Uni begonnen.

Bevor ich allerdings ins Detail gehe möchte ich Euch noch ein Foto vom letzten Abendmahl des Mittelalterklubs an der Uni zeigen. Dieser fand irgendwann im Juni statt. Wir hatten zuerst Cocktails und gingen anschliessend in ein Thai-Restaurant an der King Street. Da wir genau 13 Leute waren und an einen langen Tisch platziert wurden, sahen wir uns gezwungen, „das letzte Abendmahl“ von Leonardo Da Vinci nachzustellen.






Nun aber alles der Reihe nach. Fangen wir mit Tasmanien an. Am Freitag, 7. Juli stiegen wir sehr früh in Sydney in den Flieger nach Launceston. Um neun kamen wir an, organisierten ein Mietauto und fuhren zur Cateract Gorge. Das ist ungefähr so wie die Langen Erle in Basel. Ein städtisches Naherholungsgebiet. Es sah recht hübsch aus mit seiner Schlucht und den Teich in der Mitte. Auf dem Gelände stolzierten ein paar Pfaue herum und die Bilbies holpelten immer wieder einmal über die offenen Felder. Es war etwa 9 °C. Typisch Winter halt. Wir assen dort zu Mittag und checkten im Bed and Breakfast in Launceston ein. Wir sahen uns einen kleinen Markt an und spazierten durch die Stadt. Wir sahen wie eine Band in einer Hintergasse aufbaute, gingen jedoch dann Italienisch essen. Nach dem Essen spazierten wir durch die Stadt und sahen, dass in dieser Hintergasse nun sehr viele Leute waren und das Konzert in vollem Gange war. Die Band hiess „No Beef“, glaube ich, und spielte Songs mit Gemüse im Titel wie „Hot Potatoe“ oder „Mushroom“.  Es war ein sehr jazziger, folkiger Ska. Wir lernten ein paar Leute kennen, die uns noch dazu überreden wollten an ein anderes Konzert mitzukommen. Wir waren allerdings beide zu müde und gingen wieder ins Hotel.

Am nächsten Morgen, war mein Geburtstag. Da ich mich sehr für Geschichte interessiere, gingen wir an eine historische Führung durch Launceston. Die war allerdings nicht ganz so mein Ding. Ich wollte mehr über einflussreiche Persönlichkeiten und weniger über die Architektur lernen. Am Nachmittag fand das Giants gegen Hawthorn Spiel statt. Das Stadium ist etwas kleiner aber dafür gemütlicher. Die Hawthorn Fans waren in der Überzahl, was in Australien allerdings keine Probleme verursacht. Ich hatte mein Giants Beanie an und wurde von allen freundlich behandelt. Leider haben die Giants an meinem Geburtstag nicht gewonnen sondern nur ein Unentschieden erreicht. Im AFL gibt es keine Verlängerung für Spiele vor dem Finale. So war die ganze Sache etwas unbefriedigend.

Da es recht kalt wurde, schlug ich vor auf einen Glühwein oder wie es hier heisst „Mulled Wine“ in eine Bar zu gehen, um uns aufzuwärmen. David wollte mir nicht glauben, dass ich Glühwein auftreiben könne. Wir gingen in den ersten Pub, voller Hawthorne Fans. Sie starrten uns ein wenig an, blieben aber freundlich. Wir gingen zur Theke und ich fragte den Barkeeper nach Glühwein und David hatte schon seine etwas belächelnde „meine europäische Freundin mit ihren komischen Gepflogenheiten“-Miene auf. Da sagte der Barkeeper, dass sie Glühwein hätten. Ich weiss…. Wahnsinns Story Leni. Pärchen-kabbeleien und so. Schön warst du dieses Mal siegreich. Wir gingen abends Fajitas essen und anschliessend in eine Whyskybar. Hatte einen leckeren und preiswerten Talisker. Danach war ich recht schläfrig und wir gingen zurück zum Hotel.

Am nächsten Tag fuhren wir von Launceston nach Devonport auf dem sogenannten „Girlfriend“-Highway. Der heisst so, weil es recht hübsch ist und die Tasmanier ihre Freundinnen dorthin ausführen. Die Autobahnen in Australien sind nicht so karg wie in der Schweiz. Sie sehen eher wie unsere Überlandstrassen aus. Mit etwas mehr Roadkill… leider. Aber wir hatten Glück. Praktisch keine toten Tierchen auf der Strasse. Es war recht neblig am Morgen. Langsam brach dann die Sonne durch. David ist den Nebel nicht gewohnt. In Sydney gibt’s das nicht wirklich und wenn David auf Reisen in Europa war, dann im Sommer. Er fand’s etwas unheimlich, aber auch schön. So ganz nebenbei die Australier finden Keller auch sehr unheimlich. Das haben hier nicht viele. Für mich ist der Keller, wo ich Umzugsboxen, meine Ski und meinen Schlitten lagere oder meine Wäsche wasche. Für die Aussies ist der Keller, wo Serienmörder ihre Opfer hinbringen oder um die Ecke bringen (jesses Leni….). Zurück zur Autobahn, die wie eine Überlandstrasse im Aargau aussah. Wir hielten an einer Raspberryfarm, tranken heisse Schokolade mit Raspberries und ich kaufte nach Raspberry duftende Socken. Nächster Halt war die Ashgrove Käsefarm. Da habe ich stinkenden, leckeren Käse gekauft. David mag Käse nicht so sehr… Ich weiss. Wie sollen wir das überstehen? Kann eine Beziehung ohne romantische Käsefondue- und Raclette-Abende überhaupt funktionieren? Man weiss es nicht. Er war allerdings sehr lieb und hat sich nur etwa drei Mal über den Käsegeruch beschwert. Wir kamen dann gegen Mittag in Devonport an, assen an einem Restaurant am Bluff Beach, sahen uns den Leuchtturm an, hielten ein Schläfchen im Auto und fuhren weiter nach Low Head. Wir hatten eine Verabredung mit ein paar sehr gut gekleideten etwas kleingeratenen Tierchen. Ganz recht. Wir sahen kleine, putzige Zwergpinguine am Strand. Sie haben gegurrt und geschnurrt, aber mit ganz hoher Stimme. Soooooo süss. Sie waren etwa 40 cm gross und 1.1 kg schwer. Es war leider sehr dunkel und wir durften natürlich nicht mit Blitz fotografieren. Die Bilder sind deshalb leider nichts geworden. Aber ich habe für Euch ein Bild von Google geklaut.



Wir fuhren danach wieder nach Launceston. Wir packten unsere Sachen, da wir am Morgen auschecken mussten. Wir standen recht früh auf, weil wir eine etwas längere Fahrt vor uns hatten. Wir gingen wieder zum Cradle Mountain. Letztes Mal waren wir auch dort und ich habe mich auf das Wiedersehen mit den unzähligen Wombats gefreut. Als wir beim Infokabäuschen ankamen, kaufte ich zwei Tasmanische Teufel Stofftierchen. Eins für Jas und eins für Annas und Sämis Nachwuchs. Danach nahmen wir den Shuttlebus zum Dove Lake und sind herumspaziert. Es war wie immer schön einen anständigen Berg zu sehen. Auf halbem Weg war ein Wombat auf dem Gehweg und frass ein paar Pflanzen. Es bemerkte mich und kam langsam auf mich zu. Als es bei meinem Bein stand, fing es auf einmal an meine Hose zu fressen. Ich hüpfte zur Seite und es machte sich langsam auf zu Davids Hose und Bein. Er brachte sich in Sicherheit. Hier das Video.


Nach Cradle Mountain fuhren wir wieder zwei oder drei Stunden zum Flughafen in Launceston und stiegen in den Flieger nach Sydney.

Den Tassie Käse haben meiner Mitbewohnerinnen und ich bei einem Käse- und Weinabend verspiesen. Es war das erste Mal, dass wir den Esstisch für ein Abendessen verwendeten. Normalerweise, ist dieser Ablagefläche, Arbeitsfläche, etc. Es war nett und zivilisiert. Der Käse war sehr lecker.

Am Mittwoch nach meiner Rückkehr (12. Juli) war nicht nur Rugby League Training sondern auch das letzte Spiel des „State of Origin“-Cups/Championship… ihr wisst schon. Es sind ja insgesamt drei Spiele und immer die Staten New South Wales gegen Queensland. Soweit hatten NSW und QLD jeweils einmal gewonnen. Dies war das letzte und entscheidende Spiel. Der Coach hat das Training kurz und schmackes gehalten, damit wirs pünktlich zum Spielbeginn vor den Fernseher schaffen. Wir sassen bei Pizza und Bier bei ihm zu Hause. Das Gute war, dass wir ihn problemlos mit Fragen löchern durften. Er hatte einen gigantischen Hund, der ein wenig jung und ungezogen war. Wie die liebe Luba. Die ist jetzt in Melbourne bei Igors Eltern, falls ihr Euch fragt. Leider verlor NSW und Queensland war wie so oft der Champion des „State of Origin“. Der Coach packte irgendwann die Glampfe aus und er und sein Bruder gaben ein paar Metallica-Lieder zum Besten. Ich spielte WIZOs Version von Pipi Langstrumpf und die zwei Nirvana-Songs, an die ich mich noch erinnern kann (Lithium und Polly, ich bi e einziges Clichée). Gaby war so nett und fuhr mich und Camilla so gegen 11 nach Hause.

Am nächsten Tag spazierte ich wie so oft durchs Quartier und erblickte Leroy. Ich glaube, er macht eine Diät, er sieht etwas dünner aus. Da haben wir etwas gemeinsam. Es war auch das erste Mal, dass ich ihn nicht flach ausgelegt auf dem Boden vorfand, sondern in einer „sitzenden“ Pose.


Fragt mich bitte nicht, wo Agent 072 bleibt. Da ich nicht mehr in der Anwaltskanzlei arbeite, gehe ich nicht mehr so häufig in den Hydepark. Vielleicht wurde er auch versetzt. Ich habe diesen Ibis schon eine Weile nicht mehr gesehen. Das Einbrecherquartett vom Technologypark ist ebenfalls verschwunden. Ich hoffe, es geht ihnen gut.

Am Samstag darauf gingen wir mit ein paar von Davids Freunden und deren Freunde zum Spiel Giants gegen die Roosters. Das sind beides Sydney Teams, weshalb es entsprechend voll war. Die Giants haben leider verloren, aber wir hatten eine gute Zeit. Nach dem Spiel holen alle ihre Footballs raus und gehen aufs Spielfeld. Wir taten dasselbe. Ich schubste meine Leute etwas, damit sie nicht zu gemütlich mit dem Ball wurden. Ich ergatterte einmal den Ball und rannte los, da wurde ich auf einmal von einem mir vollkommen Fremden getackelt. Er meinte nur: „I’m sorry, I don’t even know, why I did this.“. Ich fands nicht schlimm, aber definitive etwas schräg. David meinte, der Tackle wäre so gut gewesen, dass er gar nicht böse war. War ja auch alles nur Spass. Der hat mich direkt bei den Knien erwischt. Es war wirklich ein guter Tackle. Ich hatte kein Brot. Wir spielten noch eine Weile vor dem Stadion und stiegen dann in den Zug zurück. Am Sonntag gingen wir wie immer zum Marrickville Market und deckten uns mit Gemüse ein.

Am Mittwoch darauf konnte ich einen persönlichen Erfolg verbuchen. David ist Handwerker, sportlich, gute Koordination, etc. etc. Am Abend wurde das Rugby League Training abgesagt und ich fragte David, ob wir ein bisschen Badminton spielen könnten. Er war einverstanden und ich buchte ein Spielfeld? Spielparzelle?
Ist auch egal. Ich habe ihn besiegt! David ist für gewöhnlich in fast allen Sportarten unschlagbar. Zumindest, wenn ich gegen ihn antrete. Ich weiss, ich weiss. Diese Pärchenrivalität wieder. Für mich ist es aber auch ein Erfolg bezüglich meiner Fitness. Ich gehe täglich 10‘000 oder mehr Schritte und habe ein bis zwei Rugby League Trainingssession pro Woche. Es macht sich langsam bemerkbar. Ich halte länger durch bei intensiveren Trainingssets und habe nur noch selten Muskelkater. Ich kann den Ball besser kicken, was wegen der Elipsenform eine rechte Umgewöhnung war.

Am Freitag darauf war ich in der Stimmung für ein Konzert. Ich habe schon lange keine Band mehr gesehen. Nach langem hin und her entschied ich mich für die Art Factory an der Oxfort Street. Es traten drei Bands auf. Die ersten waren „The Kids“. Der Name passte zu den Bandmitgliedern. Sie waren wirklich Kinder oder sagen wir 13-16 jährig. Die waren die beste Band des Abends. Der Schlagzeuger kam mir bekannt vor. Vor einigen Jahren machte ein Youtube Video von „Australia’s got Talent“, eine Castingshow, die Runde von einem Jungen namens Jagger, der ein unglaublich guter Schlagzeuger war mit neun Jahren oder so. Hier das Video.

Nach dem Konzert ging ich an den Merch Stand und habe eine Verantwortliche von der Plattenfirma gefragt und sie hat mir bestätigt, dass der Schlagzeuger der Band, Jagger ist. Das hat mir das Herz erwärmt. Als ich ihn auf Youtube vor ein paar Jahren sah, habe ich mich gefragt, wann ich ihm und seiner Musik wieder begegnen würde. Hier ein Link zur Facebookseite der Band. Sie haben ein Album aufgenommen, welches aber noch fertig gemischt wird und noch nicht draussen ist.

Am Samstag waren Camilla und ich für ein Photoshoot für das Team im Henson Park in Marrickville. Das ist ein sehr schönes kleines Stadion. Es ist etwas kleiner als der Rankhof in Basel. Aber es ist Mitten im Wohnquartier mit einer kleinen Tribüne und Grashügeln rundherum. Die Leute nehmen Picknickdecken mit, etwas zu knabbern, pflanzen sich an eine gute Stelle und schauen sich das Spiel an. An dem Tag war nicht nur das Shooting sondern auch das Spiel unserer Herrenmannschaft gegen Cumberland. Unsere Universität hat recht eindeutig gewonnen.

Hier ein Foto des Stadions. Habe wieder eins von Google geklaut.
Da nicht genug Mitspielerinnen Zeit hatten für das Shooting, haben wir kurzerhand ein paar Models/Zuschauerinnen engagiert, sie in ein Trikot gesteckt und fotografiert. Nach dem Sieg unserer Herrenmannschaft und dem Shooting, spielten die Newtown Jets gegen die New Zealand Warriors. Die Jets waren klar im Vorteil und besiegten die Warriors. Diese waren wiederum so freundlich uns Zuschauer mit einem Haka zu beehren. Es sieht live einfach besser aus. Danach gingen Camilla und ich kurz getrennte Wege, um uns in Surry Hills später zu Sanas Geburtstag in einer Bar wieder zu treffen. Ich blieb allerdings nur kurz, da ich am nächsten morgen früh raus musste.

Davids Nichte und Neffe wurden getauft und ich war eingeladen. Am Sonntagmorgen war ich also in einer Kirche in Newcastle (New South Wales, nicht Schottland) und sah bei einer katholischen Taufe zu. Insgesamt zwei oder drei Familien waren da und vier Kinder wurden getauft. Es war soweit alles recht normal und fast alle Kinder waren artig. Alle? Nicht ganz. Ein kleines Mädchen, etwa zwei jährig war nicht sehr kooperativ. Der Priester tätschelte ihren Arm und sie zog den selbigen trotzig weg. Das hat mich ein wenig an mich erinnert. Yep. Ich war ein Biest. Eine nachträgliche Entschuldigung an die Erwachsenen, die mit meinen Launen leben mussten. Aber da ich nicht die Verantwortung für das Mädchen hatte, war ich eher amüsiert, ab der erfrischenden Eigensinnigkeit. Die Kinder, die ich sonst kenne sind alle so lieb oder etwas scheu. Da wärmt mir eine kleine Querdenkerin das Herz.

Danach gingen wir alle an den Strand für das Picknick. Ich lernte ein paar Familienmitglieder kennen und watete etwas durch das Meer. Nach ein paar Stunden fuhren wir wieder nach Sydney. Während der Fahrt stellte ich David und seiner Schwester Quizzfragen zu Game of Thrones und Haie. Quizze sind super für lange Autofahrten.

Dann brach auch schon die letzte Woche der Semesterferien an. Ich bewarb mich weiter auf Jobs, spazierte viel durchs Quartier, kochte gesundes Essen, traf Freunde und habe endlich den Coogee – Bondi Spaziergang gemacht. Der geht etwa 2-3 Stunden und folgt einer Route entlang der Küste, welche die Strände Coogee und Bondi verbindet. Es war sagenhaft schön. Ich weiss jetzt auch, warum der Bronte Beach (in der Mitte Zwischen Coogee und Bondi) so beliebt bei Franzosen und Italienern ist. So wie der Strand aussieht mit den Häusern, die in die Klippen gebaut sind, könnte dieser Ort genauso gut am Mittelmeer liegen. Ein sehr schöner Ort. Die Wellen waren an dem Tag sehr hoch und die Surfer zahlreich. Ich sah ein paar gute… ja wie nennt man das denn? „Ritte“? „Tricks“? „Surfeinlagen“? Egal. Ihr wisst, was ich meine.

Ich ging auch ins Australian Museum und schaute mir dort Ausstellungen zu den Aboriginals, den heimischen Tieren und den pazifischen Geistern an (die Ausstellung hiess „Pacific Spirits“). Die letzte Gefiel mir besonders. Die Totems, Trommeln und Larven/Masken sahen toll aus und stammten von Papua Neuginea, den Fidgi Inseln, Samoa und Neuseeland. Ich dachte mir bei den Larven, wie cool das doch ist, das die pazifischen Inselbewohner und ich Larven tief in unserer Kultur verankert haben.

Am Samstag sind Camilla und ich spazieren gegangen. Das heisst wir wollten zum Henson Park zu Fuss. Der ist etwa eine Stunde von meinem Haus entfernt. Wir haben uns ein paar Mal verlaufen, da Eure ergebene Schreiberin sich nicht auf Google Maps konzentriert hat beim Plaudern. Wir kamen gegen drei Uhr (nach etwa zwei Stunden) an. Dieses Mal spielte unsere Universität in einem Aussie Rules Football (AFL) Match gegen East Coast und verloren. Aber wir hatten meinen Football dabei und kickten in der Halbzeit ein paar Bälle.

Danach schnappten wir einen Uber in die Stadt, da ich spät dran war. David und ich hatten anlässlich zu unserem einjährigen Jubiläum im Mjölner Restaurant in Redfern, benannt nach Thors Hammer, reserviert. Der Met war sehr lecker. Aber seit ich auf Diät bin, esse ich sehr viel weniger Fett. Ich koche meistens alles selber und benutze frische Zutaten. Das Essen war super, aber einfach sehr viel fettiger als ich es gewohnt war. Das macht mich gleichzeitig stolz und etwas wehmütig. Aber egal. Danach gingen wir ins Hoyts Kino im Broadway Shopping Center und schauten uns den neuen „Planets of the Apes“-Film an. Na ja. Der Film war nicht wirklich meine Kragenweite, obwohl ich ihn ausgesucht hatte. Ich hoffte auf einen komplexen, distopischen Sci-fi Streifen und bekam halt Blockbusterstumpfsinn. Das tolle war für mich aber, wieder einen Film in der Lounge mit den super bequemen Sesseln zum Zurücklehnen zu sehen.

Am Sonntag war es 26° C. Ich weiss. Unsere Winter in Sydney sind wirklich kein Zuckerschlecken. Wir gingen wieder zum Markt in Marrickville, wo ich die Zutaten für die Kürbissuppe, die ich an der kommenden Winterparty servieren werde, kaufte. Und weil es noch so schön war, beschlossen wir eine Runde Badminton in einem der Unisportzentren zu spielen. Dieses Mal hat David mich besiegt. Wir haben dann noch auf dem Spielfeld nebenan ein paar Bälle gekickt. Es war ein sehr schöner Sonntag.

Am Montag ging die Uni los und ich dachte als ich die vielen Studenten und Stände der O-week sah an ein Zitat von Shakespeare’s Henry the 5th „Once more unto the breach, once more, dear friends.“ (zu Deutsch: Noch einmal stürmt, noch einmal, liebe Freunde). Ist ja schliesslich auch mein letztes Semester und somit berechtigterweise ein Ansturm oder Endspurt. Ich hatte eine meiner Lieblingsprofessorinnen wieder. Ich besuchte im 1. Semester ihre Vorlesung „Academic English for Postgraduates“ und bim dieses Semester im „Critical Literacy Skills for Postgraduates“ wieder bei ihr. Sie ist die Professorin, die mir die Geisteswissenschaften näherbrachte. Diese Vorlesung besuche ich nicht, weil sie gut für meine Karriere ist, sondern weil es mich glücklich macht. Lernen, um des Lernen Willens. So sass ich also wieder in der Vorlesung bei ihr und hatte eine gute Zeit.

Abends war ich bei David. Seit die neue Staffel von „Game of Thrones“ anfing, treffen wir uns immer am Montagabend, kochen zusammen und schauen uns die neuste Folge an. So auch an dem Abend. Zusätzlich dazu fing auch die neue Staffel von „Rick and Morty“ an. Die Montagabende sind also vorerst gerettet.

Am Dienstag arbeitete ich für die Medizinerfakultät. Ein kleiner Gelegenheitsjob. Wer sich für ein Medizinstudium an der University of Sydney bewirbt, muss als ausländischer Student an einem Skype-interview teilnehmen. Die heimischen Studenten kommen für die Interviews zu Einzelgesprächen vorbei. Bei diesen Skypeinterviews gibt es ganz genaue Vorgaben und Regeln und wir Assistentinnen und Assistenten sorgten für den reibungslosen Ablauf. Es war nicht allzu schwer, aber die nervösen Bewerber taten mir schon etwas Leid. Ich versuchte immer einen beruhigenden Ton anzuschlagen, wenn ich ihnen den Ablauf und die Regeln erklärte. Soweit gab es keine grossen Zwischenfälle.

Abends ging ich dann zum ersten und wahrscheinlich leider letzten Mittelalterklubtreffen an der Uni. Ich habe ab nächster Woche genau in den zwei Stunden, des Treffs einen Kurs, „Professional Writing“. Ich kann mich immer noch für den Pubbesuch anschliessen, aber meine Projekte muss ich anders vorantreiben. Es gibt zum Glück ausserhalb der Uni auch Treffen der SCA. Die sind zwar etwas seltener und auch nicht so zentral, aber ich werde trotzdem hingehen. Da das Mittelalterklubtreffen auch auf den 1. August fiel, brachte ich eine kleine Schweizer Fahne mit. Ich habe ja ein „Heimwehpacket“ aus der Schweiz abonniert. Die senden mir alle sechs Wochen, traditionelle Speisen aus der Schweiz. Letztes Mal sendeten sie eine Schweizer Flagge. Ich habe sie der Katze umgelegt 

und dann später zum Mittelalterklubtreffen mitgenommen. Ich habe kurz allen einen „Happy Swiss Nationalday“ gewünscht und ihnen kurz erklärt, wie 1291 die Schweiz gegründet wurde. Wir sind ja ein Verein von Geschichtsfreunden. Wir zogen etwas über die Habsburger her und  gingen danach in die Forrest Lodge, wie schon viele Male zuvor.

Ich machte mich gegen halb neun auf den Nachhauseweg und lief über den Campus. Auf einmal hörte ich Gejohle oder sagen wir mal „Stadiongeräusche“. Als ich näher kam, sah ich, dass ein Rugby Union Spiel im Gange war. Die Colleges (Wohnheime der Uni) St. Andrews und St. Pauls spielten. St. Pauls war am gewinnen. Ich setzte mich dazu und es erinnerte mich stark an mein altes Team in Basel. Wir spielten auch Union und nicht League. Die Colleges sind aber gerüchteweise gefüllte mit Kindern reicher Eltern. Selbst wenn das nicht der Fall ist, liefen verdächtig viele Herren mit Kakihosen, Pullover um die Schultern gelegt und prunkvollen Uhren herum. Das Spiel war toll anzusehen und lag ja sehr passend bei mir um die Ecke. Also St. Pauls dann gewonnen hatte machte ich mich definitiv auf den Heimweg.

Am nächsten Morgen arbeitete ich wieder in der Mediziner Fakultät, um bei den Interviews zu helfen. Am Abend hatte ich Rugby League Training. Es war spassig, nur war ich schlecht beim Kicken.

Heute war wieder eine Vorlesung bei meiner Lieblingsprofessorin und wir sprachen ein wenig über Voltaire.

Ich schreibe viel über Sportveranstaltungen, die ich besuche und Trainings die ich habe. In letzter Zeit habe ich einfach sehr viel mehr Spass am Sport treiben und schauen.

Jetzt freue ich mich aber erst einmal über die Winterparty am Samstag, an welcher ich Glühwein, Kürbissuppe und Schwarzwäldertorte servieren werde.

Bis demnächst.

piranialight.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Sydney 19 - Musste aus der WG ausziehen und wurde 3x einem "random security check" unterzogen

Sydney 29 - Ich habe endlich einen Job und mein Leben ist voller Käse

Sydney 27 - Bin mit meinem Aussie zusammengeszogen und habe die Wellen überlebt