Sydney 9 - Magpies kann man nicht essen

Diese Woche drehte sich wieder einmal alles um die Uni. Ich habe zwei Essays und eine Präsentation zu meistern. Die Readings und meine üblichen Hausaufgaben sind natürlich auch noch mit dabei. Die Präsentation und das eine Essay für den Kurs «Mobile Media and Games» habe ich über das Game «Polyforge» geschrieben. Es ist ein wunderbares Spiel, welches ganz simple ist, aber eine wunderschöne Aufmachung besitzt. Hier ein Link für die Leute, die es nachschauen möchten. https://www.youtube.com/watch?v=7EgnzE4ZwEM

Donnerstagabend vor einer Woche hat mich Google Maps wieder einmal in die Irre geführt. Ich wollte zum Night Market in der Nähe des Redfern Parks. Als ich nach 50 Minuten rumgeirre endlich ankam, musste ich feststellen, dass der Nightmarket nicht stattfindet… Ich war etwas genervt. Statt mich weiter zu ärgern ging ich zu Kristina nach Hause und wir haben uns auf Netflix den Comedian Gabriel Iglesias angesehen.

Am Samstag war ich tagsüber wieder mit dem üblichen Unikram beschäftigt. Abends ging ich mit Camilla und Jacob an den Redfern Station Nightfood market. Es war in einer alten Kutschenfabrik. Sie sah genauso aus, wie man sich die trostlose Industriehalle der viktorianischen Zeit vorstellt. Wellblechdach, viel Stahl und Rauch, keine Fenster und viele Menschen. Doch dieses Mal kam der Rauch vom ganzen leckeren Essen, das an den Ständen gekocht und verkauft wurde. Wir trafen dort auf ein paar Norweger und einen Deutschen, der in der Unimannschaft Handball spielt. Nachdem ich mir eine vietnamesische Rindsnudelsuppe und einen Glühwein gegönnt habe, zogen wir weiter. Im Dickicht des Suburbs Redfern waren wir dann in einer Bar. Die beiden angehenden Juristen (Jacob und Camilla) machten die ganze Zeit Witze, die nur Juristen lustig finden. Dabei geht es dann meistens um irgendwelche Formulierungen. Dieser Humor wird mir wohl auf ewig verschlossen bleiben.

Am Sonntag ging ich mit Jacob ans Meer. Er wollte Schnorcheln und ich hatte meine Readings dabei. Wir stiegen bei Central aus, um einen anderen Bus zu nehmen. Dort trafen wir auf Jens und seinen Freund. Die beiden wollten nach Manly um zu Surfen und ein bisschen gepflegte «Daydrinking» zu betreiben. Das ist hier in Australien recht beliebt. Wir wünschten ihnen viel Spass und nahmen den Bus nach Coogee Beach.
Als wir ankamen war dort ein weiterer Foodmarket auf einem Footy Spielfeld. Ich ass dort Fish and Chips. Auf dem Weg zur Gordon’s Bay, unserem Ziel, gingen wir über einen grünen Hügel mit Bäumen. Überall waren Schilder aufgestellt, man solle sich vor den Vögeln in Acht nehmen. Die würden einen attackieren, um ihr Nest zu beschützen. Ich glaube es handelte sich um Magpies. Diese Vögel sind recht häufig in der Gegend und berüchtigt dafür, Leute zu attackieren. Wir blieben verschont, aber diese Attacken geschehen so häufig, dass es sogar eine App gibt, in der auf einer Karte vergangene Attacken auf Passanten markiert sind.

Wir kamen an der Gordon’s Bay an. Die Bucht war klein aber sehr schön. Das Wasser war klar und türkisfarben. Jacob zwängte sich in seinen Wetsuit und ich klaubte meine Bücher hervor. Wie passend, dachte ich. Da sitze ich am Strand und lese für meine «Network Society» Vorlesung etwas über Unterwasser Kabel für die Telekommunikation und das Internet. Nach einer Weile kam Jacob aus dem Wasser. Er war fix und fertig. Die Strömung muss an ihm gezehrt haben. Wir gingen noch zu einem anderen Strand der etwas langweilig war, dafür weniger kräftezehrend für Jacob.
Auf dem Weg zurück zur Uni, machte ich einen Abstecher nach Darlinghurst, um meinen Tabak zu kaufen. Ganz unverhofft, fand ich eine Schweizer Bäckerei auf dem Weg. Dort habe ich mir dann erst einmal Gipfeli und eine Apfelweihe gekauft. Mmhhh lecker. Danach ging’s wieder ab zur Uni bis ca. 11 Uhr nachts. Da soll mal jemand sagen, dass Studentenleben sei glamourös und voller Fester.

Am Dienstag habe ich das Treffen des Mittelalterclubs geschwänzt und bin stattdessen zum Stammtischessen des Germanklubs gegangen.  Es gab Kroketten, Weizenbier, Rösti mit Pfeffersauce, Schnitzel und einen fabelhaften Apfelstruddel. Das grösste Plus war allerdings, dass ich den ganzen Abend Deutsch sprechen konnte. Das kommt selten vor. Es gibt Tage an denen ich kein einziges deutsches Wort von mir gebe. Ja gut manchmal sage ich Luba Dinge auf Deutsch. Aber das ist ja leider nicht dasselbe. Obwohl…eigentlich doch. Die Australier schauen mich mit dem genauso belämmerten Blick an wie Luba, wenn ich etwas auf Deutsch sage. Danach ging ich mit Johnny, einem Australier mit griechischen Wurzeln und Vorsteher des Germanklubs der Technical University of Sydney, nach Glebe in eine Bar. Ich habe ihm etwas deutschen Mittelaltervolkrock auf meinem Handy gezeigt und er hat mir sein Leid geklagt, weil sein Deutsch noch nicht sitzt.

Am Mittwoch und Donnerstag habe ich den ganzen Tag gelernt und an meinen Essays gearbeitet. Das grässlichste kam allerdings in meiner ersten Vorlesung zum Fach «Social Marketing». Dabei geht es darum Marketing Methoden für humanitäre Zwecke einzusetzen. Es war nicht nur langweilig, weil ich genügend Marketing im Bachelor hatte, sondern auch noch ärgerlich, weil der Dozent die ganze Zeit auf die bösen Werbe- und PR-Leute geschimpft hat. Hallo?! Was soll das? Hat der liebe Doktorand schon einmal in einer anständigen Werbeagentur gearbeitet? Ich denke nicht. Meine Kommilitoninnen waren ganz begeistert von ihm. «Och ist der schnuckelig, so ein Hübscher.». Himmel, Arsch und Zwirn, der Typ hat mich Nerven gekostet. Bin halt nicht so verblendet wie andere im Kurs. Danach ging ich völlig genervt zurück zum Quarter Study Space um weiter zu arbeiten.

Am Freitag war dann meine Präsentation für das Polyforge Game. Es lief gut und war entspannt. Die Woche hat allerdings an mir gezehrt, so dass ich beschloss abends mit Jacob, Hank und Tom an eine Party zu gehen. Wir haben geplaudert, getanzt und unsere polyglotten Talente präsentiert. Es wurde Norwegisch, Deutsch, Spanisch, Italienisch, Hebräisch und etwas Japanisch gesprochen.

Ich bin immer noch an dem einen Essay dran für die Vorlesung «Academic English for Postgraduates»... ich kann’s kaum abwarten, endlich mal eine freie Woche zu haben. Die kommt Ende September. Da gehe ich dann mit dem Mittelalterclub an die Spring Wars. Das wird Spitze.

 So das war’s für diese Woche.

Bis demnächst.

pirania light.

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