Sydney 7 - Footie und Feminismus

16.08.2016
Am Dienstag ging der Tag wie gewöhnlich voran. Ich war in der Academic English Vorlesung und im Seminar. Ich reichte meine zwei Annotated Bibliographies ein. Die Dozentin fragte, ob wir bei Study mate teilnehmen wollen. Dabei helfen wir englisch sprachigen Studenten, die unsere Muttersprache lernen möchten. Ich liess mich für das Programm eintragen.

Danach ging ich zum Mittelalterklubtreffen. Während die anderen an ihren Kleidern weiterarbeiteten unterhielt ich mich mit den Leuten, die für die Anprobe still halten mussten und ass ein Stück Kuchen. Wir gingen anschliessend in den Pub. Dort wurde es mir zu laut, so dass ich mich nach Draussen in den Raucherbereich verkrümelte. Ich lernte Stanley kennen. Einen Undergrad Student mit bewundernswerten «Game» wie man in der Pick-Up Artist Szene sagen würde. Da ich aber stolze sieben Jahre älter war, sprachen wir stattdessen über unsere Auffassungen über des jeweils anderen Kultur. Irgendwann ging ich wieder rein. Pip, Megan, Maddy, Eleanor und ich sassen noch eine ganze Weile im Pub und sprachen über böse Witze, Brustverkleinerungen und den Katholizismus.

17.08.2016
Am Mittwoch war ich morgens in der Network Society Vorlesung. Wir sprachen über die Selbstzensur, welche jeder auf den Plattformen der sozialen Medien betreibt. Das Thema würden wir wohl Nettiquette nennen im Deutschen. Das Thema von Facebook als Emotionsarchiv kam ebenfalls auf. Unsere Posts, Tweets, und Snap-Chats sind selten geplant und strukturiert. Wir reagieren oder produzieren spontan.

Hier noch eine kleine Randnotiz für alle, die Misstrauen gegenüber der exzessiven Nutzung solcher Plattformen hegen:
1.       Den häufigsten Kontakt hat man in sozialen Medien immer noch mit den Leuten, die man im echten Leben regelmässig sieht.
2.       Die sozialen Medien liefern lediglich ein weiteres Kommunikationsmittel, um die Beziehung sozialer Kontakte zu stärken.
3.       Leute, die im öffentlichen Raum versunken auf ihr Handy starren, interagieren mit ihren Liebsten und Freunden anstatt in die Leere oder aus dem Fenster zu schauen.
Das soll jetzt keine Ansprache mit erhobenem Zeigefinger sein sondern lediglich eine Erklärung.
Danach besichtigte ich einen öffentlichen Garten nahe des Luna Park (Jahrmarkt). Es war sehr schön dort und nahe an der Bucht. Ich habe mich in geschmolzene Schokolade gesetzt… lecker.

18.08.2016
Morgens begrüsste mich Luba, unsere Hündin. Sie war ganz artig, ging auf ihr Platzdeckchen und wartete auf ihre Streicheleinheiten. Natürlich hat sie diese von mir bekommen und dazu habe ich noch ihren Nacken und ihre Ohren gekrault. Danach traf ich Jacob auf einen Kaffee und Kuchen in Glebe. Ich gab ihm das Geld für das Revue Ticket, welches er für mich geholt hatte. Mithilfe von «photobombing» habe ich Jacob vor sich selbst bewahrt als er seinen Chai Latte fotografieren wollte, um es auf Facebook zu posten. Es war nur zu seinem Besten. Ich musste es tun. Er ist doch noch so jung. Jeder weiss doch, dass Essensfotografie eine Einstiegsdroge ist welche zu täglichen Badezimmerselfies und «Hashtag yoloswag»-Sagerei führt.

Wir gingen zurück zur Uni und ich lernte noch etwas weiter bis ich beschloss Jas (nicht Jane) zu schreiben. Sie nahm mich mit zu einem Goth/Steampunk Laden namens Serpentine Gallery in Newtown. Dort lernte ich Em kennen. Einen Buchhalter aus Hurtsville. Jas und ich fuhren anschliessend zum Darling Harbor, wo sie mir die alte Town Hall und andere schöne Gebäude zeigte. Später gingen wir ins Kelly’s in Newtown und ich zeigte ihr ein paar deutsche Mittelalterfolkrockbands. Ich übersetzte die Texte simultan, was ziemlich schwierig war. Sie war trotzdem begeistert und möchte unbedingt Deutsch lernen.

19.08.2016
Am Freitag lernte ich tagsüber und ging in die Vorlesung Mobile Media and Games. Dort sprachen wir über Mods als zusätzlichen Spieler in «World of Warcraft» und wie man Spieler in «Dark Souls 3» trollen kann.

Zu Hause angekommen begrüssten mich Igor, Luba, Jacob und zehn Jurastudenten. Sie machten Burritos und Cocktails. Die spontane Zusammenkunft kam durch den anschliessenden Besuch der Law Revue im York Theater an der Uni zustande. Nach dem Essen bestellten wir alle Ubers und machten uns auf den Weg.

Die Vorstellung war in Ordnung. Es gab ein paar fantastische Momente wie der Kurzfilm «Feminismus kann Männern helfen». In der Pause war Jacon ganz aus dem Häuschen. Er hat Theatererfahrung und meinte, er hätte das viel besser hingekriegt. Er sprach davon ein Stück über unsere Hausgemeinschaft zu schrieben. Hoffentlich kommt das Zustande.

Wir gingen nach dem Stück weiter zu Hank und plauderten ein wenig. Ich lernte Hannah kennen, welche auch manchmal Muttergefühle für ihre jüngeren Kommilitonen empfindet. Danach waren wir noch kurz im Marlsborough Hotel und hörten uns ein Konzert an.

20.08.2016
Am Samstag nahmen mich ein paar Metaler an mein erstes Footie Game (AFL – Australian Football League) mit. Die Sydney Giants spielten gegen die Fremantle Dockers. Die Giants gewannen mit grossen Vorsprung. Es ist meiner Meinung nach eine Mischung aus Rugby, Football und Fussball. Das war am Nachmittag. Am Abend wäre das Rugby Spiel der Neuseeländer All Blacks gegen die Australischen Wallabies gewesen. Ich hatte allerdings viel zu wenig Geld dafür. So gingen wir in einen Pub und plauderten ein wenig.

21.08.2016
Am Sonntag arbeitete ich weiter an meinen Assignments und Readings.

22.08.2016
Ich liess mir am Montag Morgen die Haare beim unieigenen Coiffeur für einen Spottpreis färben. Verhandeln lohnt sich hier. Danach lernte ich weiter.

Abeds ging ich zu Jas. Wir assen Pizza und schauten und Fight Club an. Sie meinte, die Welt wäre ein besserer Ort, wenn sie von Frauen regiert würde. Ich fragte sie, ob wir Frauen nicht das Produkt der momentanen Machtverhältnissen und gesellschaftlichen Erwartungen seien. Angenommen wir lebten in einem Matriarchat, wären wir dann vielleicht auch dominanter, aggressiver, etc. oder spielten da die Hormone auch eine Rolle? Reichen andere Werte und Normen aus, um uns zu dem zu machen, was heute als typisch männlich gesehen wird oder muss die Biologie berücksichtigt werden? Wir einigten uns auf eine Mischung aus beidem.

23.08.2016
Am nächsten Tag war wieder Academic English Vorlesung. Ich bekam meine Annotated Bibliography zurück mit einer «Distinction» (65%). Ich muss mich das nächste Mal wohl mehr anstrengen.

Im Mittelalterklubtreffen lernte ich mehr über die Recherchemöglichkeiten für meinen Charakter. Pip hatte Geburtstag. Deshalb gingen wir nach dem Pub ins Kino und schauten die Komödie «Sausage Festival» von Seth Brogan an. Es war lustig aber auch etwas zu simpel.

24.08.2016
Am Mittwoch war ich in der Network Society Vorlesung. Wir sprachen über die Entwicklungen von Trends und Hypes sowie deren Abhängigkeit von beeinflussbaren Netzwerken. Dabei fielen mir die Demonstrationen ein, an denen ich in der Schweiz teilgenommen habe. Diese haben manchmal geholfen die Medienpräsenz zu verstärken. Ich denke da an die «Durchsetzungsinitiative». Da haben verschiedene Netzwerke der Opposition zusammengearbeitet (Demonstranten, Massenmedien, Parteien, etc.) und die Stimmbürger informiert und mobilisiert. Dieses Phänomen nannten wir Cascade in der Vorlesung.

Danach ass ich mit Camilla zu Mittag. Wir sprachen über ihren Ex, der sie hier letzte Woche besuchte, übers Kochen und vieles mehr. Wir gingen noch auf einen Kaffee nach Glebe. Dort trafen wir einen ihrer Kommilitonen. Der fragte etwas überflüssig, was wir hier tun würden. Daraufhin antwortete ich ihm: «Wir wickeln hier unsere Drogengeschäfte ab. Was sonst?». Er schaute mich etwas schräg an, stieg dann aber ein: «Ich dachte, dass mache man in dunklen Hintergassen. «. Ich erwiderte: «Aber nein. Wir haben das Jahr 2016. Wir haben die Besitzer des Kaffees bestochen. Deshalb geht das schon in Ordnung.». Ich mache das gerne. Wenn jemand eine überflüssige Frage stellt, gebe ich ihm oder ihr eine kreative und skandalöse Geschichte als Antwort.

Es schüttete in Strömen als ich nach Hause ging. Zu Hause angekommen, begrüsste mich Luba wieder. Ich verbrachte eine halbe Stunde mit ihr. Danach ging ich wieder raus in den Regen und kaufte die Zutaten für eine Lasagne. Ich war in der Stimmung für grosses Geköch. Als die Lasagne fertig war, flätzte ich mich aufs Sofa und schaute mit Luba fern.

Sorry für die Verspätung. Ihr seht ja, es war viel los.

Bis demnächst.

pirania light

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