Sydney 3 - Willkommen, willkommen meine lieben Schafe!

17.07.2016
Der Sonntag ist recht ruhig verlaufen. Habe meine Wäsche gewaschen und ein paar Dinge im Broadway Shopping Center für das Zimmer gekauft. Abends bin ich ziemlich erschrocken. Ich war bereits am Schlafen als es an der Haustüre klopfte. Ein gross gewachsener Norweger stand mit seinen Koffern vor der Tür. Es war Jacob, der postgraduate Jurastudent, der auf die selbe Uni geht wie ich und jetzt bei uns eingezogen ist.
Wir haben etwas geplaudert. Er schien mir recht glücklich zu sein, endlich nicht mehr alleine in dieser grossen Stadt zu sein. Er erzählte mir von seiner Freundin, seinem Snooze-Vorrat und wie sehr es ihm jetzt schon im Haus gefällt. Dann auf einmal meint er, ob ich morgen auch an die "obligatorische" Welcome Session gehe. Ich falle aus allen Wolken... Ich habe nichts darüber gelesen oder eingetragen. Flüchtig las ich auf der Uniwebsite etwas über eine Welcome Session. Ich regte mich über meine angebliche Nachlässigkeit auf und ging wieder schlafen.

18.07.2016
Ich kochte Jacob und mir einen Kaffee und wir fuhren zusammen zur Uni. Zuerst wusste keine der 300 Studenten vor dem Hauptgebäude, wer wohin musste. Der Zug setzte sich in Bewegung. Brave Schafe wie wir alle waren, folgten wir. Irgendwann begannen Jacob und ich zu lachen. Der ganze Tross der Studenten ist einmal im Kreis gelaufen und stand wieder genau an der selben Stelle wie vorher. Da hat sich das Bachelorstudium doch gelohnt...
Als wir dann endlich von ein paar Leuten in die richtige Richtung geschubst wurden und die Veranstaltung begann, musste ich feststellen, dass ich dort gar nichts verloren hatte. Böser Jacob. Das war nur für die Studenten gedacht, welche EIN Auslandssemester machen und nicht für Leute, die das ganze Masterstudium dort machen.

Ich schlich mich raus, ergatterte einen Beachball mit dem Unilogo und ging mich bei der Postgraduate Vereinigung einschreiben. Dann kümmerte ich mich um meine noch immer noch nicht online geschaltete Pflichtlektüre, ging zu meiner Krankenkasse, um was zu regeln, war auf der Bank, habe mich für meine Taxfilenummer beworben... laaaaaaaaaaaangweeeeiiiliiiiiig!

Abends spielte ich mit Jacob und Tanoj Cards against humanity bei einem Glas Wein. Als Camille und Igor von ihren Tanzkursen (Sie arbeiten in einem Studio in Castle Hill) zurückkamen, zeigten Sie uns Videos von ihren Wettkämpfen. Botzblitz. Hoch professionell.

19.07.2016
Am Dienstag fand dann meine Welcome Session statt. Die Aboriginals, die uns willkommen hiessen und Volkstänze zeigten, haben mich am meisten beeindruckt. Mit Ivy, meiner Sitznachbarin, die wegen mir jetzt total auf Snapchat steht, ging ich dann ins Sportzentrum. Eine etwas vollere Schottin hat uns in einem dunklen Glasgow Dialekt auf die Gefahren im Meer zu schwimmen hingewiesen. Dann bewarb sie die Schwimmkurse der Uni.

Nach ein paar weiteren Sportarten sollte es dann ein Barbecue geben. Das war eine echt widerliche Wurst, die man mir andrehen wollte (ein Schelm, wer hier Böses denkt... Werdet erwachsen!). Ich schmiss sie fort und holte mir ein Sandwich. Kristina die Schwedin von letzter Woche lief mir über den Weg und wir entschlossen uns spontan einen Ausflug an den Bondi Beach zu machen. Sie brachte noch zwei Komilitoninnen namens Clara und Candice mit. Es war wunderschön und sonnig. Weil das Wasser etwa 18 bis 20 °C hatte, waren vorallem Surfer da und wenig andere Besucher. Meine lädierten Füsse genossen das kühle Meerwassen jedoch ausgesprochen.

Candice und Clara wollten dann später in der Bar wissen, wie man in diesem Land flirtet, insbesondere wie man als Frau den ersten Schritt macht. Bei ihnen (in China) würden die Männer immer den ersten Schritt machen. Ich empfahl ihnen einfach ein normales und ungezwungenes Gespräch zu beginnen. Der Rest ergebe sich dann meistens von selbst.

20.07.2016
Der Mittwoch war wieder mit Besorgungen und öden aber notwendigen administrativen Arbeiten gespickt. Ich erspare euch die faden Details. Es regnete und war kalt.

21.07.2016
Der Tag begann mit etwas Putzerei im Haus gefolgt von einem Willkommensanlass meiner Fakultät. Der Saal hätte meinen Grosseltern sehr gefallen. Er strahlte einen ehrwürdigen Charme aus. Die Fenster waren im gotischen Stil. Die Gemälde der ehemaligen Dekane und Würdenträger der Uni hingen an den Wänden. Die Säulen aus Stein sowie die Holzverkleidungen der Wände waren reich verziert. Es wurden Essenshäppchen und Wein gereicht.

Jedem Studiengang war ein Tisch zugewiesen. So lernte ich meine Mitstudenten und einen Doktoranten kennen. Ich habe ihn ca. eine halbe Stunde mit Fragen gelöchert und mich dann um Tyler gekümmert. Der arme Knabe hat nach zwei Gläsern Wein einen roten Kopf bekommen und war ziemlich betrunken (Jep, er war  Asiate). Ich bat ihn diskret nach Draussen, gab ihm ein paar Schlücke Cola light und brachte ihn zum Bus.

Abends ging ich mit Jacob, dem Norweger, an einen Geburtstagsapéro seiner Bekannten Aurora. Anschliessend, machten wir uns auf zur Welcome to Sydney Party im Manning House auf dem Campus. Ich kam mir etwas alt und fehl am Platz vor. Es waren doch recht viele Erstsemester der Undergraduates da (18 und 19 Jährige). Deshalb ging ich zu Frankie's Pizza Place (einem weiteren Underground Club). Trank zwei Bier und hörte einer Band zu, welche AC/DC Songs coverte. Um zwei lag ich wieder im Bett und war froh meine Absatzschuhe los zu sein.

22.07.2016
Andrea, mein italienischer Mitbewohner, der inzwischen wieder ausgezogen ist, hatte mein Gejammer, wegen meiner nicht an der Wand bleiben wollenden Australienflagge satt. Daraufhin hat er eine halbe Stunde rum gewerkelt. Sie hält. Ohne Klebstreifen (er bestand darauf, dass ich Euch das in meinem Blog schreibe, Bitteschön). Am Nachmittag war ich in Chinatown um einen neuen Adapter zu holen und eine Kleinigkeit zu essen.
Danach ging es ab zur Uni für weiteren administrativen Kram. Ich fand dort an einem schwarzen Brett mein Abendprogramm. Ein Punk Konzert im Bald Faced Stag.

Die Bands waren spitze, das Bier bezahlbar und ich traf auf ein paar neue sowie altbekannte Gesichter aus dem Valve Club. Wir plauderten über die kommenden Mittelalterfeste und erzählten uns schlechte Witze. Ein Mexikaner, dessen Name mir leider entfallen ist, nahm mich im Taxi mit und wollte mein Geld nicht haben als ich mich verabschiedete.

23.07.2016
Der Samstag verlief etwas unspektakulär. Vor allem weil mich Kristina sitzen liess. Wir wollten in die Stadt. Sie hatte Kopfschmerzen. Ich ging wieder in den Valve Club. Die Metalbands waren, dieses Mal nicht so der Hammer. Deshalb bin ich nach anderthalb Bands wieder nach Hause.

24.07.2016
Um 10 Uhr kam ein Hundeflüsterer namens Nathan, dessen halbe Familie aus Feministinnen besteht und nur einen Satz auf Schweizerdeutsch kann: "Bis ruhig, du blödi Kueh.". Er blieb fünf Stunden und hat uns unglaublich viel, aber auch wirklich Spannendes erzählt. Unsere liebe Luba (die Pittbullhündin) hat super auf alles reagiert und war tausend mal entspannter.

Danach wollte er mehr über meinen Standpunkt zum Feminismus wissen und wir zeigten einander Kartentricks und Barwetten. Camille meinte, ich hätte nach seiner Nummer fragen sollen, weil wir uns so gut verstanden. Er ist 40, frisch single und hat einen Sohn. Ein bisschen starker Tobak für eine 26 jährige Studentin erklärte ich ihr dann.

Leute zu verkuppeln scheint hier recht beliebt zu sein. Camille war da nicht die erste und vermutlich auch nicht die letzte, welche das bei mir versuchte. Morgen ist der O-Day (Orientation Day). Die Uniclubs stellen sich vor und ich habe schon ein Auge auf den einen oder anderen Club geworfen. Im nächsten Blog mehr dazu.

Bis demnächst.
pirania light.

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