Sydney 4 - Triebhafte Heterarchie

25.07.2016
Am Morgen war ich mit dem Haushalt beschäftigt. Luba macht sich gut und wird immer gelassener. Um halb elf machte ich mich auf zur Uni. Heute war Orientation Day, kurz O-Day. Die verschiedenen Klubs, Associations und Organisationen stellten sich vor. Die Eastern Avenue auf dem Campus war gesät mit Ständen und voller Studenten. Ein Kerl des Anime Klubs verursachte einen Stau, weil er die ganze Zeit in einem riesigen Pikachu Kostüm rumlief. Das gefiel natürlich allen Pokémon Go Suchtis. Alle wollten sie ein Foto mit ihm. Keiner wollte sich mit mir ablichten lassen *schnief*... Scherz am Pizzarande. Es gab auch einen Barbecuestand. Dieses mal verzichtete ich allerdings auf eine Kostprobe. Jetzt bin ich stolzes Mitglied der Metal Association, des German Klubs und der Medieval Association. 

Ich habe danach Camilla, eine norwegische Jura Postgraduate Studentin, in einem Kaffee auf dem Campus kennen gelernt. Wir haben uns übers Flirten, Selbstvertrauen, Sozialismus, Hunde und ihre Macken sowie über die Australier und ihre Macken unterhalten. Danach ging ich mit Kristina, Candice, Clara und ein paar anderen Mädels Mittagessen. Den Chinesinnen erklärte ich wie die Börse, Aktien und Obligationen sowie der Währungsmarkt funktionieren. Hey, sie haben mich gefragt. War eine gratis Vorlesung. Dank meinen Kommilitoninnen habe ich auch endlich erfahren, wo ich denn meine Pflichtlektüre in diesem online Plattformendschungel der Uni finden kann. Ich war dann recht fleissig am Pflichtmaterial ausdrucken.

Um sechs Uhr hat mich die Uni wieder bei einem "Welcome to something"-Anlass gefüttert. Dankeschön. War lecker. Abends war zu Hause wieder alles eher ruhig. Etwas mit den Mitbewohnern geplaudert, den Hund gestreichelt und ein paar Zeilen ins Reisetagebuch geschrieben.

26.07.2016
Die erste offizielle Vorlesung fing um 12 Uhr an. Academic English. Das soll mir helfen, mein Wissenschaftsenglisch aufzupolieren. Die Dozentin war sehr freundlich und unterhaltsam. Meine erste Rede war jedoch nicht so gut. Daran muss ich noch arbeiten. Um drei war dann das dazugehörige Seminar auch zu Ende. 

Ich ging zum Mittelaltertreff. Wir haben an unseren Personas gefeilt. Hier der Link dazu (ist halt auf Englisch ne). Die Klubmitglieder sind alle enorm bewandert, was Geschichte betrifft. Sie organisieren ihre eigenen Mittelalterevents, nähen ihre Kleider, werkeln an ihren Rüstungen, haben Kampftrainings und brauen ihren eigenen Met. Nach der Session sind wir alle zusammen in den Pub und haben noch etwas geplaudert.

27.06.2016
Um 10 Uhr begann die Vorlesung für Network Society. Die hatte es in sich. Der Dozent stellte sich als Chris vor. Das ist nicht ungewöhnlich. An australischen Unis sprechen sich fast alle mit Vornamen an. Er war sehr freundlich und hat uns gleich erklärt, welche Assignments auf uns zu kommen werden. Das eine, "Guide the class" hat mir quasi die ganze Woche diktiert. Dabei geht es um ein Vorlesungsskript, das man basierend auf dem Lernstoff für die betreffende Woche verfasst. Typisch ich wieder einmal. Ja klar, ich will als Erste. Ich will's hinter mich bringen. Nach der Vorlesung machte ich mich prompt ab die Arbeit. ZUM GLÜCK!

Der Stoff war nicht gerade leicht für mein Sprachlevel. Ich biss mich brav zwei Tage lang durch. Las, recherchierte und übersetzte Wörter wie "libidinal" (= triebhaft) und "heterarchic" (das Gegenteil einer Hierarchie). 

28.07.2016
Am Abend war ich an einer Uni Veranstaltung in der Fisher Library. Wieder wurden wir mit Leckereien gefüttert und mit Informationen versorgt. Bevor man uns dann aber zum dritten Mal den Quarter study space zeigen wollte, machten Mia, Candice und ich die Fliege. Wir sahen uns stattdessen die Law Library an. Die muss ich noch austesten. Die Atmosphäre ist sehr speziell dort. Alles ist topmodern und durchgestylt. Danach bin ich nach Hause und habe etwas weiter gelesen. 

29.07.2016
Tagsüber sass ich wieder im Quarter und war mit der Zusammenfassung fertig als ich auch schon in die "Mobile Media and Gaming" Vorlesung musste. Ein schlaksiger Doktorant, welcher leidenschaftlicher Gamer ist und mintgrünes Haar hatte, erzählte uns alles Wissenswerte über die kommenden Themen und Assignments. 

Als ich endlich mit den Worten: "Have a good one", in die Freiheit und somit ins Wochenende entlassen wurde, war es schon dunkel Draussen (18 Uhr). Ich seufzte, drehte im Gehen eine Zigarette und wartete paffend auf den Bus, der mich nach Hause brachte.

Dort angekommen, kochte ich Spaghetti und plauderte mit Igor und Camille. Irgendwann packte es mich dann doch. Ich ging auf Facebook und schrieb einem Metalfreund namens Llewelyn ein Songzitat der White Stripes: "I just don't know what to do with myself. (shreds guitar)". Worauf er mit einem Foto seiner Familienpizza antwortete. Er schauete sich seine Lieblingsserie an (Once upon a time). Wir chateten ein wenig, bis ich beschloss zum Bald Faced Stag zu gehen. 

Es war ziemlich voll. Eine Indieband spielte im Barbereich. Das Publikum war etwas Mainstream. Im anderen Teil waren weitere Konzerte, welche allerdings 20 AUD gekostet hätten. Ich dachte: "Nö.", bestellte ein Bier und ging in den Aussenbereich eine rauchen. Ich sprach David an. Ich glaube, ich habe die Worte: "Is it ok if I annoy you with my presence?", verwendet, um den freien Platz an seinem Tisch in Anspruch zu nehmen. Wir redeten über Einiges. Er erzählte mir, dass er mit seiner Band einen Auftritt vorher hatte. In dem Raum für den man Eintritt bezahlen musste. Dann wollte er dort wieder rein, weil einer seiner Freunde in der Band spielte, die gerade auftrat und schleppte mich kurzer Hand mit (gratis versteht sich). Die Band war gut und ich konnte schön headbangen. Klasse.

Ich war ca. um zwei zu Hause und wusste, Dank David, wo es einen guten Farmer's Market in der Nähe gäbe.

30.07.2016
Ich war wieder vier bis fünf Stunden im Quarter am weiterarbeiten.  Am Abend ging ich zu einer Party im Valve von der mir Llewelyn erzählt hat. Ich war allerdings von der Woche ziemlich geschafft und ging um zehn Uhr wieder Heim. 

31.07.2016
Trotz meines frühen Zubettgehens am Vorabend, wachte ich erst um 11 Uhr wieder auf. Ich ging ohne Frühstück zum Farmer's Market an der Addison Road, den mir David empfohlen hatte. Google Maps liess mich vier mal falsch abbiegen. Als ich endlich ankam, sah ich viele Stände, Hippies, Hunde und Hipsters. Es roch gut und die Sonne schien. Ich kaufte viel Gemüse und Brot, plauderte mit dem Marktleuten und fand einen bayrischen Wurststand. Der Besitzer war ein echter Bayer und wollte mir trotzdem eine Berliner Currywurst andrehen. Na gut. Geschmeckt hat's fantastisch.

Zu Hause kochte ich mir ein paar Gemüsesorten zusammen. Aromat fehlt hier leider. Ich arbeitete danach noch etwas weiter an meinem Assignment. 

Diese Woche wirds alltäglicher. Mal sehen, wie ich mich so mache.

Bis demnächst
pirania light.

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