Sydney 2 - "Oh seht, oh seht! Ich komme viel zu Spät." - Hase aus Alice im Wunderland

14.07.2016
Ich habe es leider nicht zum Campus Race geschafft. Wie so oft in den letzten Tagen, kam die Besichtigung einer Bruchbude dazwischen. Als ich endlich auf dem Campus war, wollte ich noch meinen Studentenausweis abholen. Silly me. Ich dachte, das ginge schnell. Dabei studieren an der University of Sydney 50'000 Menschen. Ich hatte das Pech das 0.1% meiner Komilitonen vor mir in der Schlange warteten. Während der Wartezeit habe ich eine Chinesin kennengelernt, welche ihren Master in der selben Fakultät machen wird wie ich. Wir sprachen über das Thema Nummer eins momentan: die kulturellen Unterschiede unserer Nationen und die zwischen uns und den Australiern.

Als ich das Plastikding endlich hatte, spazierte ich gemütlich durch den Victoria Park neben der Uni, nahm ein Snapchatvideo auf und ging zur Besichtigung eines weiteren Dreckloches. Der Vermieter sagte mir, dass der Sicherheitscode für die Türe und die Überwachungskamera am Eingang nur zur Beruhigung der Gemüter da seien... Ja klar.

Die dritte Besichtigung war mit Abstand die beste. Das Zimmer war gross und wunderschön. Genauso wie das Haus und der Garten. Die Bewohner sind alle Mitte bis Ende 20 und berufstätig. Zudem wohnt ein Hund, ein Pitbull namens Luba mit uns. Jetzt wohne ich dort.

15.07.2016
Am Freitag war ich vor allem am Sachen vorbereiten. Habe Bettzeugs und einen Teil der nicht komplett vorhandenen Möbel gekauft. Wieder einmal war ich dann spät dran für einen Uni Event. Die International Arrival Session war super. Ich konnte endlich ein bisschen Unifeeling schnuppern. Dort habe ich auch die Bekanntschaft einer Schwedin gemacht, deren Name mir leider entfallen ist. Wir sehen uns allerdings an der nächsten Postgraduate Veranstaltung wieder. Es wurden einige Organisationen etc. vorgestellt. Die Student Union und das Careercenter könnten mir momentan wohl am meisten helfen.

Ich ging danach in die Stadt zum St. Martin Place. Ein unglaublich imposanter Ort. Die Gebäude, die Eingänge und Fenster sind massiv und überproportioniert. Das Ganze erinnerte mich an die Szene in Mary Poppins als Mr. Banks seine Kinder mit zur Arbeit nahm. Mitten auf dem Platz sassen ein buddhistischer Mönch und eine Frau auf dem Boden. Zwischen ihnen lagen Blumen. Sie beteten. Ich konnte nicht lesen wofür. Leider hatte ich es wie immer eilig.

Es war nämlich zehn vor fünf und ich wollte zur Hauptfiliale der Westpac Bank, um ein Konto zu eröffnen. Als ich dann völlig verschwitzt und unterzuckert dort in einem der imposantesten Eingangshallen eintrat und zur Rezeption hechtete, kam ich mir völlig fehl am Platz vor. Selbstbewusst wie ich nun mal bin, liess ich mir nichts anmerken. Ich sagte recht freundlich. weshalb ich die Bank aufsuchte. Der Rezeptionist hiess mich in Australien willkommen und vertröstete mich auf den Montag. So spät sei es leider nicht möglich noch ein Konto zu eröffnen. Ich bedankte mich, trat nach draussen, wo es bereits dämmerte und rauchte eine.

Ich wechselte in einer nahe gelegenen Wechselstube meine letzten Schweizerfranken und lud meine Opal (nicht Oval)-Card in einem 7eleven auf. Dort traf ich auf Rowan. Einen verkaterten Knaben Anfang 20, der noch nie richtig verliebt war, später gerne zwei Kinder, aber keine Frau haben möchte und mir mit eine Zigarette rauchte. Seine Einladung auf einen Drink lehnte ich dann ab.

Zu Hause bauten wir das Bett zusammen, auf welchem ich dann prompt, samt Strassenkleidung um neun Uhr abends einschlief.

16.07.2016
Am nächsten Tag wachte ich früh auf und kaufte noch mehr Dinge für mein Zimmer ein. Abends um halb acht beschloss ich, dass es genug war mit der Arbeit und ich etwas Spass verdient hatte. Deshalb ging ich an einen Metalgig in einem Underground Club namens Valve.

Als ich den Eingang zum Keller endlich fand, sah es genau so aus, wie ich mir das vorstellte. Die Wände waren mit Postern von Events und Bandstickern vollgeklebt. Hier und da fand man Eddingkritzeleien. Dieses mal war ich zu früh. Ich bestellte also ein Bier, sah der Band beim Soundcheck zu und verdünnisierte mich für eine weitere Zigarette nach draussen. Dort lernte ich Lucas kennen. Ein kleiner Kerl Anfang 30 mit langen Haaren und einer Fistelstimme. Dieser wiederum stellte mir Tristan vor. Der Schlagzeuger eine nicht anwesenden Metalband.

Nach ein wenig Geplaudere gingen wir wieder runter und hörten uns die Bands an. Ich war wieder in meinem Element, vergas für einen Moment was noch alles ansteht. Einfach toll, was Musik für mich tut. Auf dem Klo irgendwo zwischen zwei Bands traf ich auf Monique. Ein Mittelalterfan wie ich, die mit mir auf die hiesigen Mittelalterfeste gehen will. Geil!

Nach dem letzten Konzert traf ich einen der Schlagzeuger der Bands. Ich sagte ihm, dass ich seine Show hammermässig fand. Daraufhin schenkte er mir sein neustes CD Album. Die Band heisst Murder World, falls das 'wer googeln will.

Tristan wollte mich noch fast bis Annandale nach Hause begleiten. Ich versicherte ihm, dass ich die zehnminütige Busfahrt garantiert noch schaffen werde. Um zwei lag ich im Bett und die Welt war in Ordnung. Auch wenn sie voller Drachen ist, die in der Dunkelheit lauern. Die sind zu 95 % harmlos.

Bis demnächst.
pirania light.


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